Der neue Ärztepräsident Klaus Reinhardt fordert eine Selbstbeteiligung der Patienten bei Arztbesuchen, um damit unnötige Besuche bei Medizinern einzudämmen. Die Praxisgebühr habe in der Vergangenheit bewiesen, dass dies auch funktioniert. Und auch an eine Frauenquote denkt Reinhardt.
Um übermäßig häufige Arztbesuche zu reduzieren, tritt der neue Ärztepräsident Klaus Reinhardt für eine finanzielle Selbstbeteiligung von Patienten ein. „Bei mehrfachen und völlig unnötigen Arztbesuchen kann eine moderate wirtschaftliche Beteiligung zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit unseren knappen Ressourcen im Gesundheitswesen beitragen“, sagte Reinhardt den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Es sei nicht jeder Besuch bei einem Arzt notwendig oder gar sinnvoll. Es gebe tatsächlich Menschen, die zwei oder gar drei Hausärzte haben und sich dann immer wieder noch eine zweite oder dritte Meinung einholen. Dies könne so nicht sein, sagte Reinhardt weiter.
Grundsätzlich appelliert er, dass der Erstzugang zum Arzt frei bleiben solle. „Aber man muss genauer hinsehen, wer wann und weshalb zum Arzt geht“, so der Ärztepräsident. Nicht immer ist der Besuch beim Arzt notwendig und sinnvoll. „Die Patienten müssen lernen, verantwortungsvoll mit der Ressource Arzt umzugehen.“ Menschen, die das nicht tun, verbauen ernsthaft kranken Menschen den Weg zu ärztlicher Hilfe. Daher sehe er in kleinen Geldbeträgen einen Weg, das Verhalten von Patienten zu verändern. Dabei verweist er auch auf Erfahrungen aus anderen Ländern, in denen die Selbstbeteiligung bereits normal ist.
Die Praxisgebühr, die von 2004 bis 2012 erhoben worden war, habe grundsätzlich funktioniert, sei aber falsch organisiert gewesen. Damals musste jeder Patient 10 Euro pro Quartal beim ersten Besuch eines Arztes bezahlen.
Parallel sprach sich der Ärztepräsident auch für eine Frauenquote in medizinischen Berufen aus. „Über eine Frauenquote für Führungsposten in der Medizin kann man reden. Ich bin dafür“, sagte Reinhardt. Insgesamt forderte er, dass der Arztberuf familienfreundlicher werden müsse, unter anderem durch mehr Flexibilität bei der Arbeitsorganisation. Noch immer hätten es vor allem berufstätige Mütter schwerer als Männer, in Arztberufen Karriere zu machen. Daher seien vor allem die Politik und die Arbeitgeber gefordert, bessere Rahmenbedingungen für den Aufstieg von Frauen in Führungspositionen zu schaffen. Aus seiner Sicht wird das Thema Frauenquote in zehn Jahren keine Rolle mehr spielen. „Auch Frauen sagen ja: Ich will den Posten, weil ich qualifiziert bin, und nicht, weil ich eine Frau bin.“
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