Selten fliegt ein so großflächiger Betrug unter Spitzenspielern auf: Weltmeister Magnus Carlsen sorgte in seiner Disziplin für den wohl größten Skandal im 21. Jahrhundert, als er die illegale Methoden seines Widersachers Hans Niemann aufdeckte. Dieser soll in mehr als 100 Schachpartien betrogen haben.
Niemann hatte zugegeben, im Alter von 12 und 16 Jahren in zwei Spielen geschummelt zu haben. Ein chess.com-Untersuchungsbericht, dem zufolge es aber mehr als 100 manipulierte Partien gewesen sein sollen, erregte am Dienstag die Aufmerksamkeit des “Wall Street Journal” und ließ damit die Bombe öffentlich platzen.
Der heute 19jährige Niemann hatte sich auch Preisgelder erschlichen und soll mittlerweile zugegeben haben, dass auch die neuesten Anschuldigungen gegen ihn wahr sind. Zuletzt habe er im Jahr 2020 betrogen, heißt es. Umgehend wurden Konsequenzen gezogen: Das ehemalige Wunderkind des Schachs wurde sowohl von den Amateuren, als auch von den Profis für unbestimmte Zeit ausgeschlossen.
Bei den manipulierten Schachspielen soll es sich um Online-Duelle gehandelt haben. Die Züge Niemanns wurden mit jenen eines ausgezeichneten Schachcomputers verglichen. Mithilfe von speziellen Softwares konnte man nachweisen, dass nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein kann.
“In Präsenz eines Schachbretts” streitet Niemann jegliche Betrugsversuche ab. Carlsen, der den Skandal ins Rollen brachte, hatte wohl noch eine Rechnung mit Niemann offen: Im September zog sich der Norweger nach einer Niederlage gegen Niemann überraschend von einem Turnier zurück.
Das war schon damals als Betrugsvorwurf gegen Niemann interpretiert worden, da Carlsen seine Gründe nie bekannt gegeben hatte. Nun meldete sich der Weltmeister mit neuen Vorwürfen. Brisant dabei: Carlsen und die Plattform Chess.com verbindet eine Geschäftsbeziehung.
Der Schachverband gab bekannt, weiter gegen Niemann ermitteln zu wollen. Die Organisation wird eine eigene Untersuchungskommission einberufen, so heißt es.
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