Die westlichen Staaten bereiten sich auf das Schlimmste vor: Ein Angriff Russlands auf eines der eigenen Länder. Deutschland ist bereits bedroht – nach Ansicht von Experten ein anerkanntes Kriegsziel des Kremls. Das sind die Vorbereitungen, die jetzt in Europa für den Fall eines russischen Angriffs getroffen werden.
Militärexperten sind sich einig, dass die Gefahr eines Übergriffs des Krieges in der Ukraine auf Europa von Tag zu Tag größer wird. Die NATO-Länder bereiten sich nun darauf vor, die Verteidigungspläne des Bündnisses dringend zu ändern und zu verstärken.
Ein 4000-seitiges Dokument, in dem die Schritte zur Verbesserung des Schutzes des Bündnisses gegen die zunehmende Bedrohung im Einzelnen aufgeführt sind, wird den Staats- und Regierungschefs der NATO-Mächte auf dem Treffen in Vilnius diese Woche zur Zustimmung vorgelegt. Veränderungen stehen an, nicht nur für das Bündnis insgesamt, sondern auch für Deutschland im Besonderen.
Deutschland spielt eine zentrale Rolle in den neuen Verteidigungsplänen der NATO. In einer Erklärung aus Vilnius erklärte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius, dass Deutschlands Rolle in der europäischen Verteidigung eine zweifache sein wird. Zum einen wird Deutschland aufgrund seiner geografischen Lage zu einem logistischen Knotenpunkt für die Verlegung von Truppen und Material aus anderen Ländern.
Es wird aber auch aktiv am Schutz beteiligt sein: Die deutschen Truppen werden Teil eines Kerns von 300.000 Soldaten sein, der für NATO-Einsätze in hoher Bereitschaft gehalten wird. Deutschland hatte bereits im vergangenen Jahr zugesagt, sich mit 15.000 Soldaten sowie Flugzeugen und Schiffen daran zu beteiligen. Am Montag bestätigte Verteidigungsminister Pistorius, dass 4000 deutsche Soldaten dauerhaft in Litauen stationiert werden. Sie sollen dort helfen, die Ostflanke der NATO zu schützen, die durch einen russischen Angriff besonders gefährdet ist.
Wie ein NATO-Vertreter gegenüber der dpa erklärte, bereitet man sich jetzt auf einen Angriff in der Größenordnung dessen vor, der in der Ukraine stattgefunden hat. Besorgniserregend ist, dass es bei der Verteidigung Europas noch eine Reihe von Schwachstellen gibt, die behoben werden müssen, insbesondere im Bereich der militärischen Bereitschaft. Die deutsche Bundeswehr könnte zu denjenigen gehören, die sich verstärken müssen. Wie der Außenpolitik-Experte Roderich Kiesewetter in einem Interview mit der taz betonte, wird diese Entscheidung “einen Ruck durch die Bundeswehr” auslösen.
Foto: English: Lance Cpl. John Kennicutt, Public domain, via Wikimedia Commons
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