Schon bald wird es für deutsche Bürgerinnen und Bürger schwierig werden, einen Arzt zu finden, warnt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). “Wartezeiten von mehreren Monaten und viele Kilometer Anfahrt für den Arzttermin”, beschreibt Kassenärzte-Chef Andreas Gassen die Situation, die auf die Patienten zukommt.
Die Begründung: Es wird einfach nicht mehr genug Arztpraxen geben. Rund zehn Prozent der Praxen werden bundesweit in weniger als 5 Jahren verschwinden, wenn nicht gehandelt wird. Nachdem sich Gassen und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bereits im vergangenen Jahr heftig über die richtige Strategie im Kampf gegen Corona gestritten haben, hat Gassen nun erneut Grund zur Klage.
Lauterbach habe es versäumt, die Kassenärzte bei seiner Reform zu berücksichtigen: Die Zahl der Arztpraxen schrumpft, weil die Inflation die Eröffnung neuer Praxen nahezu unerschwinglich macht, und die Berge von Bürokratie machen es jedem Arzt, der eine neue Praxis eröffnen will, nur noch schwerer.
Anstatt die Eröffnung neuer Praxen finanziell zu unterstützen oder die Übernahme bestehender Praxen zu fördern, gibt das Gesundheitsministerium Gelder für die Einführung des elektronischen Rezepts und mehr Bürokratie aus, so Gassen. Gleichzeitig droht das Aussterben von Arztpraxen, die für die Gesundheit der Bevölkerung unverzichtbar sind.
Aus diesem Grund haben die deutschen Kassenärzte ein Krisentreffen beschlossen. Erwartet werden über 800 Ärzte aus den Bereichen Allgemeinmedizin, Facharztpraxis und Psychotherapie. Auf diesem Treffen wollen sie eine Liste der Probleme erstellen, die gelöst werden müssen, um die sich abzeichnende Krise für die Patienten in diesem Land abzuwenden.
Diese Liste soll dann dem Bundesgesundheitsminister übergeben werden, von dem dann ein Tätigwerden erwartet wird. Laut Kassenärzte-Chef Gassen wurde eine Unterstützung mit dem Ziel, die Bedingungen für die Arztpraxen zu verbessern, von der Koalition bereits vor langer Zeit versprochen, die notwendigen Reformschritte aber nie in Angriff genommen. Wie Gassen gegenüber der BILD erklärt, bleibt nun abzuwarten, ob der Gesundheitsminister aus Sicht der Kassenärzte das Richtige tun wird oder ob er ein “Ankündigungsminister” bleibt.
Foto: Karl Lauterbach, über dts Nachrichtenagentur
We use Cookies.