In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres haben die Deutschen mehr für ihren Strom bezahlt als die Bürger jedes anderen europäischen Landes: Nach Angaben von Eurostat lagen die Kosten pro kWh für deutsche Haushalte um 41 % über dem EU-Durchschnittspreis. Kein Wunder also, dass viele Haushalte am Ende des Monats kaum noch Geld übrig haben, wenn sie ihre Rechnungen bezahlt haben. Dabei hat Deutschland Strom, den es praktisch an das Ausland verschenkt. Da kann doch etwas nicht stimmen!
Im Mai dieses Jahres hat Deutschland laut Statista rund 3,6 TWh (Terawattstunden) Strom ins Ausland verkauft. Das klingt doch nach einer guten Sache, oder? Das wäre es auch, wenn dadurch irgendeine Art von Einsparung an die deutschen Stromkunden weitergegeben würde. Aber es stellt sich heraus, dass, wenn andere Länder unseren Strom kaufen, ihre Bürger am Ende weniger dafür bezahlen als die Deutschen selbst.
Der Grund: Wenn Deutschland seinen Strom ins Ausland verkauft, ist es oft gezwungen, dies zu Tiefstpreisen zu tun. Denn wenn Deutschland einen großen Überschuss an Energie hat – meist aus seinen Windkraftanlagen nach einer stürmischen Wetterperiode – wird der Preis an der Strombörse gedrückt.
„Selbst in der Krise weitet Deutschland den Stromexport in die Nachbarländer aus“, schrieb die Nachrichtenagentur Reuters im vergangenen Jahr. Zeitweise erhielten ausländische Stromkunden sogar Zahlungen von rund 0,05 Euro pro Kilowattstunde für die Nutzung deutschen Stroms. Gleichzeitig steigen die Stromkosten in Deutschland aber immer weiter an, so dass viele deutsche Haushalte und Unternehmen Mühe haben, die Rechnungen zu bezahlen.
Leider drückt ein Überangebot an Strom zwar die Preise an der Strombörse, nicht aber die der Verbraucher. Wie der Bund der Energieverbraucher bereits in der Vergangenheit gefordert hat, sollten die geringeren Beschaffungskosten an die Verbraucher weitergegeben werden. Denn zu viele Stromanbieter haben in der Vergangenheit die Kosten für die Strombeschaffung genutzt, um die Preise für ihre Kunden zu erhöhen. Noch immer muss Deutschland mehr Strom importieren, als es exportiert – im Mai wurden laut Statista über 6 TWh Strom benötigt. Während Experten also versichern, dass der Übergang zu grüner Energie in naher Zukunft zu einer Senkung der Energiepreise führen wird, ist davon bisher wenig zu sehen.
Um in der Zwischenzeit Geld zu sparen, raten Verbraucherportale wie Check24 den Verbrauchern, ihre Stromverträge regelmäßig zu überprüfen – allein durch einen Wechsel des Anbieters könnten viele Haushalte Hunderte von Euro pro Jahr sparen.
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