Der Süden Italiens wurde im Laufe der letzten Nacht vom schlimmsten Erdbeben in 40 Jahren erschüttert. Besonders betroffen waren die Bereiche um den Vulkan Vesuv und die umliegenden sogenannten Phlegräischen Felder. Nach Angaben des italienischen Staatskanals RAI erreichte das Beben eine Stärke von 4.4 auf der Richterskala. Während es bisher nur zu Sachschäden kam, sind die Bewohner dennoch in Angst und Schrecken versetzt, denn die Erschütterungen könnten die letzten Warnzeichen vor einer viel schlimmeren Katastrophe sein.
Forscher und Wissenschaftler schließen sich den Befürchtungen der Bevölkerung an, denn die Erdbeben in dem Gebiet sind zufolge Vulkanologen und Seismologen ein sicheres Zeichen dafür, dass der sogenannte Supervulkan der Phlegräischen Felder kurz vor dem Ausbruch steht.
Roberto Scandone, einer der meist respektierten Vulkan-Experten in Italien und ein ehemaliger Professor für Vulkanphysik an der Universität Roma Tre, hat bereits in mehreren Interviews mit den italienischen Medien vor einem massiven Vulkanausbruch in dem Gebiet gewarnt. „Wenn ich Ressourcen hätte, würde ich die Phlegräischen Felder jetzt evakuieren“, sagte er.
Die italienischen Behörden sind dennoch zurückhaltend und haben vorerst nur alle Schulen geschlossen und vermehrt Evakuierungsübungen mit der Bevölkerung vorgenommen. Bei einer möglichen Evakuierung dreht es sich nicht nur um die 360.000 Anwohner, die auf den Phlegräischen Feldern leben, sondern auch um die Millionenstadt Neapel, die nur wenige Kilometer von der Gefahrenzone entfernt liegt.
Viele der Anwohner haben gegenüber der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ angegeben, dass sie es im Augenblick vorziehen, entweder im Freien oder im Auto zu schlafen. Im Laufe der letzten 24 Stunden haben Forscher im örtlichen seismologischen Institut mehr als 150 weitere Erdbeben registriert.
Ein Ausbruch des Supervulkans der Phlegräischen Felder würde nicht nur zu einer nationalen Katastrophe in Italien führen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Vulkan eine Aschenwolke von bisher ungeahnten Ausmaßen ausspeien wird, die die Sonne in ganz Europa für mehrere Tage verdunkeln kann. Auch der Flugverkehr müsste wahrscheinlich wochenlang eingestellt werden, weil die ausgestoßene vulkanische Asche in der Atmosphäre nicht nur die Sicht, sondern auch die elektronischen und mechanischen Steuerungen der Flugzeuge beeinträchtigen wird. Bei einem baldigen Ausbruch kann dies zu vielen Stornierungen gerade vor der Urlaubszeit im Sommer führen.
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