Selenskyj: Scharfe Zurechtweisung für den Papst

Papst Franziskus hatte mit einem missverständlichen Appell zu Friedensverhandlungen in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine massiven Widerspruch ausgelöst. Die Äußerungen des katholischen Kirchen-Oberhaupts wurden in der Ukraine und bei vielen ihrer Unterstützer als einseitiger Appell allein an Kiew verstanden – von manchen gar als Aufruf zur Kapitulation. Der 87-Jährige gebrauchte in einem Interview mit Blick auf Schwierigkeiten der ukrainischen Armee auch das Wort von der “weißen Fahne” – in Kriegszeiten seit Jahrhunderten das Zeichen der Kapitulation, also der kampflosen Aufgabe gegen die feindlichen Truppen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und sein Außenminister Kuleba reagierten auf die Äußerung des Pontifex mit deutlicher Kritik und wiesen die scharf zurück.


„Als das russische Böse am 24. Februar diesen Krieg begann, standen alle Ukrainer auf, um sich zu verteidigen. Christen, Muslime, Juden – alle”, sagte Selenskyj. Und er danke jedem ukrainischen Geistlichen, der in der Armee helfe. Alle stünden an der vordersten Front, sie schützten das Leben und die Menschlichkeit, sie unterstützten mit Gebeten, Gesprächen und Taten. „Das ist es, was die Kirche tut“, sagt Selenskyj. Und die Kirche gibt nicht auf, wie der Papst es vorschlüge.

Außenminister Dmytro Kuleba äußerte sich zu der Aussage des Papstes ebenfalls sehr kritisch. „Unsere Flagge ist gelb und blau”, schrieb Kuleba auf X und bezog sich dabei auf die Farben der Nationalflagge. Und weiter: „Dies ist die Flagge, unter der wir leben, sterben und siegen. Wir werden niemals eine andere Flagge hissen.” Und damit auch keine weiße, wie der Papst vorschlug.

Ob Papst Franziskus mit seiner Rede und der Wahl seiner Worte jedoch so eine kontroverse Diskussion entfachen wollte ist fraglich. Öffentlich hat er sich noch nicht zu der Kritik an seiner Rede geäußert. Fraglich, ob das in Kürze noch passieren wird.

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Sara Breitner