Sozialhilfe zahlt nicht: Pflegeheim will Rentner auf die Straße setzen

Ein Leben lang haben sie gearbeitet, doch jetzt sind plötzlich die hart erarbeiteten Ersparnisse weg und das Geld fehlt, um das Pflegeheim zu bezahlen. Dass ihnen so etwas Schreckliches passieren könnte, hätten sich zwei Senioren aus Gevelsberg in NRW nie vorstellen können. Ohne eigenes Verschulden droht ihnen nun die Kündigung des Pflegeheims, weil die soziale Hilfe ausbleibt.

Die Kosten für Pflegeheime in Deutschland steigen rasant an. Bundesweit stieg der Eigenanteil, den Senioren zu zahlen haben, im Jahr 2023 auf durchschnittlich 2548 Euro pro Monat, ein Plus von über 300 Euro im Vergleich zum Vorjahr. Für Senioren, die eine Rente von wenig mehr als 1500 Euro pro Monat erhalten, bedeutet dies eine zusätzliche Belastung, die ihre Ersparnisse schnell schwinden lässt.

Und wie das Ehepaar aus Gevelsberg erfahren hat, ist die Beantragung von Sozialhilfe für Menschen, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben, nicht nur erniedrigend, sondern kann auch lange dauern. Denn Sozialhilfe kann erst beantragt werden, wenn das verbleibende Vermögen unter 10.000 Euro gesunken ist. Bevor man einen Antrag stellen kann, muss das Eigenheim verkauft werden. Auch Schenkungen, die in den letzten Jahren gemacht wurden, werden vom Sozialamt geprüft – und es kann, wenn es Grund zur Annahme hat, dass die Schenkung unangemessen ist, eine Rückabwicklung verlangen.

Dies bringt viele Senioren in unüberwindbare Schwierigkeiten. Viele sehen sich gezwungen, ein anderes, günstigeres Pflegeheim zu finden. Doch das ist keine einfache Aufgabe – vor allem die billigeren Pflegeheime stehen vor großen Personalproblemen.

Es gibt einige andere Möglichkeiten, wo Senioren Hilfe suchen können: Wer einen Pflegegrad von 2 bis 5 hat, hat zum Beispiel Anspruch auf zusätzliche Entlastung durch die Pflegekasse. Diese erhöht sich, je länger sie im Pflegeheim sind und kann nach 3 Jahren bis zu 75 Prozent betragen. Es gibt auch die “Hilfe zur Pflege”, die nach dem Sozialgesetzbuch beantragt werden kann, wenn es wirklich eng wird.

Aber das sind keine Lösungen, die den Stress und die Ängste der deutschen Rentnerinnen und Rentner im Alter lindern. Wie David Kröll von der Bundesinteressenvertretung für alte und pflegebetroffene Menschen (BIVA) betont, muss eine Reform kommen. Nach Ansicht der BIVA ist ein “Sockel-Spitze-Tausch” notwendig. Danach sollen Heimbewohner einen kalkulierbaren Sockelbeitrag zahlen, während die Pflegeversicherung einen größeren Teil der variablen Kosten übernehmen soll. Auf diese Weise wären die Senioren vor unerwarteten Kostensteigerungen geschützt.

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Sara Breitner