Fast zehn Jahre ist es bald schon her, dass der erste große Flüchtlingsstrom nach Deutschland eilte. Damals gab es für die Hunderttausenden Heimatlosen auch in unserem Land kaum Unterkünfte. Um der Welle an Menschen eine Heimat zu bieten, mietete man im Bodenseekreis ein Hotel an und wurde dabei gezwungen, einen regelrechten Knebelvertrag zu unterzeichnen.
In der Not sahen die Zuständigen keine andere Wahl. Das Kuriose an der gesamten Situation ist jedoch folgendes: Das Hotel wurde bis heute nie von irgendeinem Flüchtling zum Wohnen genutzt. Vielmehr steht die Unterkunft nun seit fast einem Jahrzehnt komplett leer. Besser wird das Gebäude davon sicher auch nicht.
„Noch nie mussten in so kurzer Zeit Unterkünfte aus dem Boden gestampft werden, weil der Platz nicht ausreichte”, sagt ein Sprecher des Landratsamtes in Friedrichshafen dem SWR. Insgesamt seien 150 verschiedene Gebäude geprüft worden. 66 davon wurden angemietet. Unter ihnen eben auch das besagte Hotel.
Für Miete, Nebenkosten, Abschläge und den Architekten für die notwendigen Umbaumaßnahmen zahlte der Bodenseekreis über 800 000 Euro alleine bis ins Jahr 2021. Geld, dass von den Steuerzahlern genommen wurde und eine reine Verschwendung darstellt. Das besonders tragische: Der Mietvertrag für besagtes Hotel wurde für stolze 15 Jahre geschlossen. Noch lange kommt der Bodenseekreis aus diesem Dilemma also nicht heraus. Eine Ausstiegsklausel gibt es nicht, die auch nur den Hauch einer Chance bestehen lassen könnte, doch eher frei von der Miete zu sein.
Doch warum hat denn nie ein Geflüchteter im Hotel Adler am Bodensee gewohnt? Tatsächlich wurden die vom Architekten geplanten Umbaumaßnahmen in der Praxis nie unternommen, weil diese dem Kreis zu teuer waren. Für die Bewohnung hätten sie aber unbedingt umgesetzt werden müssen. Ein Paradebeispiel dafür, dass reiner Aktionismus nicht immer die beste Wahl ist – schon gar nicht, wenn es so viele Menschen so viel Geld kostet.
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