Wladimir Putin mag sich für den großen Staatsmann halten, aber sein andauernder Angriffskrieg auf die Ukraine hat ihm keinerlei Gefallen getan. Selbst diejenigen, die er als seine Verbündeten ansieht, brüskieren den russischen Präsidenten inzwischen auf unmissverständliche Art und Weise: Zuletzt sogar vor laufenden Kameras!
Anlass war der Afrika-Gipfel, den Wladimir Putin diese Woche in St. Petersburg veranstaltete. Alle afrikanischen Staaten waren eingeladen, aber während 2019 43 Staatsoberhäupter teilnahmen, kamen dieses Jahr nur 17, um sich mit dem russischen Präsidenten zu treffen. Dies ist zwar bezeichnend, war aber nicht der Auslöser für Putins große Blamage.
Die kam, als er sich am Donnerstag mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah el-Sisi treffen sollte. Der Ort: Der beeindruckende Konstantin-Palast in St. Petersburg, ein riesiges, antikes Bauwerk. Die Kameras laufen: Wladimir Putin schlendert in den Raum, bereit, den ägyptischen Präsidenten zu empfangen… Und wartet. Und wartet.
Die Aufnahmen zeigen, wie der russische Staatschef etwas unschlüssig durch den Raum schreitet. Irgendwann nähert er sich dem Tisch, der mit Stift und Papier für das Treffen gedeckt ist. Er schiebt die Dinge auf dem Tisch hin und her, als erwarte er, eine bisher übersehene Notiz zu finden, die die Verzögerung erklären würde. Putin wirkt die ganze Zeit über äußerst betrübt und peinlich berührt.
Den russischen Staatschef warten zu lassen, ist eine klare Aussage: Er ist nicht derjenige, der bei diesem Treffen das Sagen hat. Putin ist auf die Zusammenarbeit mit den afrikanischen Staaten angewiesen und kann sich des guten Willens Ägyptens nicht sicher sein. Selten hat man den russischen Präsidenten so verunsichert gesehen. Wie die BILD schreibt, ist es normalerweise er, der seine Amtskollegen aus anderen Ländern gerne warten lässt. So verspätete er sich einmal zu einem Treffen mit Angela Merkel um rund zwei Stunden.
Bemerkenswert ist auch, dass Jewgeni Prigoschin, zumindest für die Zwecke des Gipfels, wieder in seine Rolle in Putins Führungsriege zurückgekehrt zu sein scheint. Ein Foto zeigt ihn im Konstantin-Palast beim Händeschütteln mit einem Mitglied der Delegation der Zentralafrikanischen Republik. Prigoschin ist mehreren afrikanischen Staats- und Regierungschefs aufgrund der Beteiligung der Wagner-Gruppe an den dortigen Konflikten gut bekannt.
Foto: Kremlin.ru, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons
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