Ihr Vertrauen in den Mann ging bis in das Letzte, doch dieser verging sich auf ekelhafteste Weise an den wehrlosen Frauen. Ein Geburtshelfer ist in Frankreich wegen Vergewaltigung in 11 Fällen und einem sexuellen Überfall auf Patientinnen zu insgesamt zwölf Jahren Haft verurteilt worden.
Die Strafe für den 49 Jahre alten Lionel Charvin ist von einem Gericht im südfranzösischen Département Hérault am Freitagabend festgelegt worden. Zuvor war von der Staatsanwaltschaft eine Höchststrafe von 20 Jahren für den Angeklagten gefordert worden.
Der Staatsanwalt Albert Cantinol sagte, Charvin habe sich unter dem „Deckmantel der Vertrautheit“ an seinen Patientinnen vergriffen. „Er machte sie zu Opfern, die in ihren Schuldgefühlen gefangen waren.“ Auch sei der Geburtshelfer nicht davor zurückgeschreckt, sich an Frauen, die sich in ihrer Schwangerschaft oder nach der Geburt vertraulich und verletzlich an ihn gewandt hätten, schamlos auszunutzen.
Die Taten hatte Charvin nach Ansicht des Gerichts in der Zeit zwischen 2013 und 2016 begangen. Er habe seinen Patientinnen während der Geburtsvorbereitung oder nach der Geburt medizinische Eingriffe vorgegaukelt, um sich an ihnen sexuell zu vergehen.
„Ich habe diese Patientinnen verehrt“
Vor der Urteilsverkündung zeigte sich Charvin „sprachlos“ und entschuldigte sich bei den Opfern. Er antwortete auf Fragen des Richters und der Anwälte zweideutig: „Natürlich habe ich das Leiden der Patientinnen wahrgenommen, und es tut mir leid. Ich trage einen Teil der Verantwortung an diesem Leiden, aber ich habe dies zu keinem Zeitpunkt beabsichtigt. Ich habe diese Patientinnen verehrt.“
In ihrer Verteidigungsrede brachte die Anwältin von Charvin, Maryse Pechevis, eine mögliche Diskriminierung geschlechtsspezifischer Art ihres Mandanten ins Spiel. „Wäre Lionel Charvin auch beschuldigt worden, wenn er eine Frau wäre?“, fragte sie. Die Wiederherstellung der körperlichen Funktionstüchtigkeit seiner Patientinnen sowie ihr Wohlergehen sei das einzige Ziel von Charvin gewesen.
Die Opfer von Charvin hätten in ihren Aussagen angegeben, dass sie sich wie „gelähmt“ gefühlt hatten, als sich missbraucht wurden und hatten sich zunächst auch nicht getraut, mit ihren Erfahrungen und Leiden an die Öffentlichkeit zu gehen. Von einem massiven Vertrauensbruch sprachen alle. Dieser habe sich in einer Zeit ereignet, in der sie alle besonders verwundbar waren.
Das Gutachten eines Psychiaters kam zum Schluss, dass es sich bei Charvin um einen „Gelegenheitstäter“ handele, der über eine „perverse“ Persönlichkeit verfüge. Auch sei die Kindheit des Mannes von familiärer Gewalt, Alkoholismus sowie mehrfachem Inzest geprägt gewesen.
We use Cookies.