Noch im vergangenen Jahr beschloss der Bundestag eine Reihe von Maßnahmen, um anhaltende Engpässe bei Medikamenten zu reduzieren. Doch gebracht hat das nichts, denn laut dem Apothekerverband sind erneut viele Antibiotika nicht lieferbar. Ein großes Problem für den bevorstehenden Winter, in dem die Absatzzahlen für die Arzneien enorm steigen.
„Ein Ende der Lieferprobleme ist nicht absehbar. Besondere Sorgen bereitet uns, dass jetzt schon sehr viele Antibiotika nicht lieferbar sind. Und die kalte Jahreszeit mit vielen Atemwegsinfektionen hat noch gar nicht begonnen. Auch viele Antibiotikasäfte für Kinder sind betroffen”, sagt Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, der “Rheinischen Post”.
Sage und schreibe 500 Medikamente seien derzeit als nicht lieferbar gekennzeichnet. Ein Unterfangen, dass beunruhigt, denn Medizin ist oft lebensnotwendig.
Als Beispiel nennt Thomas Preis die Antibiotika Doxycylin und Azithromycin, zwei der gängigsten Arzneien, die hierzulande bei bakteriellen Infektionen gerne verschrieben werden. „Aktuell gibt es erhebliche Engpässe. Die Engpass-Situation bei Doxycyclin soll nun mit Ware aus Kamerun gemildert werden”, erläutert der Apotheker. „Patienten werden dann Packungen in englischer, französischer oder portugiesischer Aufmachung erhalten müssen. Da auch keine deutschsprachige Gebrauchsinformation beiliegt, muss für die sichere Anwendung viel Aufklärungsarbeit von den Apothekenteams geleistet werden.”
Ein Problem, dass die ohnehin schon gebeutelten Pharmazeuten vor noch größere Herausforderungen im Alltag stellen wird.
Die generelle Situation in Sachen Medikamente ist in Deutschland fast schon mit der in einem Entwicklungsland zu vergleichen. „Bei jedem zweiten Rezept müssen Apotheken nach Alternativen suchen, damit die Versorgung der Patienten gesichert bleibt. Täglich sind so bundesweit 1,5 Millionen Patienten betroffen”, sagt der Verbandschef.
Die im vergangenen Jahr erlassene Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, in deren Folge vor allem die anhaltenden Engpässe von Kindermedikamenten behoben werden sollten, trägt keine Früchte. Zum entsetzlichen Nachteil des Bürgers, der hoffentlich noch über Reserven im privaten Medizinschrank verfügt.
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