Apotheker sind außer sich: Medikamentenknappheit hält unvermindert an

Am Mittwoch, 14. Juni, streikten die Apotheker bundesweit. Der Grund: Die anhaltende Knappheit an lebenswichtigen Medikamenten für Kinder und Erwachsene und das in ihren Augen unzureichende Handeln der Bundesregierung.

Es war ein Winter, der für die deutsche Bevölkerung viele Frustrationen und Sorgen brachte. Das gilt auch für die Apotheker des Landes. Die Zahl der Grippe-, RSV- und Erkältungsfälle war so hoch wie nie zuvor, aber die Lieferungen von Erkältungs- und Grippemitteln waren immer schwieriger zu bekommen. Apotheken in ganz Deutschland litten unter Lieferengpässen, und das Apothekenpersonal war in vielen Fällen gezwungen, Überstunden zu machen, um die benötigten Mittel selbst vor Ort herzustellen.

Jetzt ist ein neuer Mangel entstanden, der noch gravierender ist, weil er Medikamente betrifft, die die Apotheker nicht selbst herstellen können. Die Rede ist von Penicillin. Als Grundlage vieler Antibiotika ist Penicillin eines der am häufigsten verschriebenen Mittel gegen Infektionen. Vor allem für Kinder, weil es in antibiotischen Säften verabreicht werden kann, die leichter zu schlucken sind als große Tabletten.

In Sachsen-Anhalt zum Beispiel ist Penicillin, wie der MDR berichtet, seit Ende letzten Jahres nicht mehr vorrätig. Es gibt zwar Alternativen, aber die sind meist nur in Tablettenform erhältlich und die Apotheken müssen sich auf jeweils zwei oder drei verfügbare Antibiotika festlegen. Ein vom MDR befragter Apotheker schildert: “Inzwischen rufen die Ärzte beim Notdienst an und fragen, welche Antibiotika überhaupt verfügbar sind – und dann hofft man, dass die Krankheit darauf passt.”

Der Anlass für den bundesweiten Apothekerstreik am 14. war die Klage, dass diese Situation seit Jahren besteht und keine Besserung in Sicht ist. Die Bundesregierung hat ein neues Gesetz angekündigt, das sogenannte Lieferengpass-Gesetz, das zur Entschärfung der Krise beitragen soll. Für die Apothekerinnen und Apotheker sind jedoch “die von der Bundesregierung im Gesetzentwurf vorgestellten Maßnahmen weder geeignet, die Patientenversorgung zu verbessern, noch die Situation der Apotheken als erste Anlaufstelle für die wohnortnahe Arzneimittelversorgung zu unterstützen.” Das schreibt die ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) auf ihrer Webseite.

86 Prozent der Apotheken hatten am Mittwoch geschlossen, um den Protest zu unterstützen. Wie die ABDA erklärt, wollen die Apotheken mit dem Protest auf die derzeitige verzweifelte Situation aufmerksam machen und die Regierung dazu bewegen, angemessene und dringend notwendige Maßnahmen zu ergreifen.

Foto: Apotheke, über dts Nachrichtenagentur

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Alexander Grünstedt