Berlin verzeichnet drei Clan-Morde in zwei Wochen: der bekannte Intensivstraftäter Nidal R. wurde brutal und auf offener Straße niedergeschossen. Zur Beerdigung des Schwerverbrechers erschienen Tausende. Die Polizei befürchtet den offenen Clankrieg, denn die kriminellen Banden bewaffnen sich bis auf die Zähne.
Nidal R. wurde am vergangen Sonntag auf offener Straße erschossen – nahezu hingerichtet. Die Ermittler gehen mittlerweile von drei Tätern aus, die insgesamt acht Schüsse auf Nidal R. abfeuerten. Es gibt erste Indizien, dass R. den Hass des gegnerischen Clans auf sich gezogen hat, weil er bei einer Schießerei Anfang August beteiligt gewesen sein könnte. Jedenfalls soll es bereits Drohungen in seine Richtung gegeben haben. Ein Polizeisprecher teilte mit, man hätte Nidal R. vor einem möglichen Attentat gewarnt. Außerdem wurden vorige Woche in Süd-Neukölln zwei Deutsch-Libanesen niedergeschossen – mutmaßlich, weil die Täter sie dem Umfeld von R. zurechneten.
Nidal R. wurde am Donnerstag nach muslimischen Riten beigesetzt. Rund 2000 Gäste begleiteten das Ritual. Die BILD fasste zusammen: „Natürlich ist nicht jeder auf dieser Beerdigung ein arabischstämmiger Verbrecher. Aber jeder arabischstämmige Verbrecher der deutschen Hauptstadt ist auf dieser Beerdigung.“
Die Berliner Polizei ist höchst beunruhigt. Man befürchtet, dass das Blutvergießen kein Ende nimmt. Und das Schlimmste: Die letzte Tat geschah auf offener Straße. Dass Unschuldige zu Zeugen oder verletzt wurden, möglicherweise ums Leben kämen, schien den Tätern egal zu sein. Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) sagte dem Tagesspiegel, man könne von einer neuen Qualität der Gewalt sprechen. Es handelt sich dabei um eine offensive Gewalt, die wir so bisher nur aus US-Krimis kennen.
Sebastian Laudan, Chef der Abteilung für Organisierte Kriminalität beim Landeskriminalamt (LKA), sagte am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses: „Wir versuchen mit allen Mitteln, Gegenreaktionen zu verhindern.“ Die Polizei versuche „deutliche Signale“ in die Szene zu senden. Einschlägig bekannte Angehörige deutsch-arabischer Großfamilien habe man im Blick. Mit Sorge beobachte man jedoch eine „Tendenz zur Bewaffnung“ im Milieu. Außerdem habe man es zunehmend mit „multifunktionalen Tätern“ zu tun.
Die Polizei hat ihre Strategie geändert, um den Tätern auf die Spur zu kommen: Erstens blieben inzwischen dieselben Ermittler an denselben Tätern und bekämen so einen Gesamtüberblick über die Zielperson und ihr Umfeld. Früher trennte man Kriminalfälle nach ihren Delikten und den entsprechenden Polizeidezernaten. Zweitens wurde das Gesetz zu Vermögensabschöpfung 2017 geändert. Die Beweislast liegt nun auf Täterseite – diese müssten jetzt nachweisen, woher Vermögen unklarer Herkunft stammten, sonst dürften diese beschlagnahmt werden. Was gut klingt, scheitert in der Praxi: Die Gerichte entscheiden aufgrund verfassungsrechtlicher Bedenken noch häufig zugunsten der Schwarzgeld-Eigentümer. So musste die Berliner Justizverwaltung 2017 fast 18 Millionen von 19 Millionen beschlagnahmtem Clangeld wieder zurückgeben. Die illegalen Machenschaften der Clans sind also offensichtlich noch sehr rentabel.
We use Cookies.