Ausbrüche bei Tönnies: Regierung riegelt Wohnkomplexe ab

Mittlerweile sind mehr als 1.300 Menschen mit Bezug zum Billigfleischproduzenten Tönnies in Gütersloh mit dem Coronavirus infiziert. Die Politik reagierte auf diesen enormen Anstieg nun mit der Abriegelung ganzer Wohnkomplexe. Einen erneuten Lockdown möchte Ministerpräsident Armin Laschet jedoch vorerst vermeiden. Es gelte jedoch nach wie vor, „dass wir einen flächendeckenden Lockdown im Moment nicht ausschließen können.“ Bisher gäbe es jedoch „keinen signifikanten Übersprung“ in die allgemeine Bevölkerung, sagte Laschet weiter.

In den vier umliegenden Krankenhäusern würden derzeit 21 Covid-19-Patienten stationär behandelt werden, teilte die Kreisverwaltung mit. Sechs von ihnen befänden sich auf der Intensivstation und wiederum zwei müssten beamtet werden.

Die für den Landkreis verhängten, sehr weitreichenden Quarantäne-Maßnahmen seien laut Landrat Sven-Georg Adenauer „verdammt schwer“ zu überwachen. Das sei „fast sowas wie ein Flohzirkus“, heißt es in seinem Statement weiter.

In der Stadt Verl, in der viele Tönnies-Beschäftigte arbeiten, stellte die Stadt Bauzäune um Häuser auf, um eine sogenannte “Quarantänezone” einzurichten. Helfer des Roten Kreuzes versorgten die Bewohner mit notwendigen Lebensmitteln. Am Sonntag seien 32 mobile Teams in den Städten und Gemeinden des Kreises unterwegs gewesen, um Personen in ihren Unterkünften zu beraten und ihnen Unterstützung jeglicher Art anzubieten.

Angesichts des Ausbruches bei einem Fleischproduzenten wird nun auch die Diskussion um Sozialstandards und Fleischpreise erneut aufgenommen . Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann sagte, mit der Fleischwirtschaft könne es „keine freiwilligen Vereinbarungen geben, sondern nur klare gesetzliche Vorgaben, egal, wer der Besitzer ist.“ Laumann forderte zum Beispiel deutlich mehr Transparenz der Unternehmen vor allem bei Meldepflichten und der Arbeitszeit-Erfassung.

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Martin Beier