Viele Medikamente werden in Deutschland knapp – ohne Aussicht auf Besserung. Bevor es zu spät ist, sollten Sie bestimmte Präparate vorrätig haben: Dazu gehören Antibiotika für Kinder, bestimmte ADHS-Medikamente, Schmerzmittel oder Asthma-Spray.
Bereits in der “Bekanntmachung nach § 79 Absatz 5 des Arzneimittelgesetzes” vom 15. Dezember 2023 stellte das Gesundheitsministerium einen Versorgungsmangel mit Medikamenten fest. Damals handelte es sich um Inhalatoren für Patienten mit Asthma oder chronischer Bronchitis. Diese retten mitunter Leben, wenn es zu schweren Atemnotattacken kommt.
Dementsprechend groß ist die Nachfrage danach auf der ganzen Welt. Doch nun kommt es zu massiven Lieferschwierigkeiten, die laut mehrerer Hersteller bis ins nächste Jahr hinein anhalten werden. Nur ein Beispiel für den zunehmend dramatischen Medikamentenmangel in deutschen Apotheken und Arztpraxen.
Insgesamt 500 Lieferengpass-Meldungen mit mehr als 850 betroffenen Einzelprodukten listet das zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) derzeit auf. Und das sei nur die Spitze des Eisbergs, wie der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, erklärt: “Jede Apotheke hat hunderte von Bestellungen, die nicht erfüllt werden können. Selbst wenn das Präparat zwischendurch mal bei einem Händler verfügbar ist, kann es in der nächsten Sekunde schon wieder weg sein.”
Der Experte schätzt, dass es insgesamt mehrere Tausend Arzneimittel sind, die nicht oder nur unzureichend geliefert werden können. Nicht alle davon scheinen in der Datenbank des BfArM auf – weil sie nicht als versorgungsrelevant gelten oder der Hersteller den Engpass schlicht und ergreifend nicht meldet. “Kein Hersteller will gerne zugeben, dass er nicht liefern kann”, spekuliert Preis.
Fakt ist: Bei mehr als 60 Prozent der aktuell registrierten Arzneimittel kommt die Produktion seit sechs Monaten oder länger nicht nach. Gut ein Drittel ist schon seit über einem Jahr Mangelware.
Und der Grund für die Misere? “Viele wichtige Wirkstoffe werden nur von einigen wenigen großen Produktionsstätten in China oder Indien hergestellt”, sagt Preis. “Wenn deren Lieferungen ausfallen, haben wir hier in Europa ein großes Problem.” Auch fehlendes Verpackungsmaterial kann schuld an Produktionsengpässen sein, vor allem bei Injektionslösungen, Säften oder Sprays. Und eine plötzlich erhöhte Nachfrage, etwa durch unerwartete Krankheitsausbrüche, kann ebenso zur Herausforderung werden.
Dazu kommt: Fiebersäfte für Kinder, Antibiotika und sogenannte Generika, also patentfreie Medikamente, bringen den Pharmafirmen kaum mehr Gewinn ein. In der Folge steckt man die Produktionsressourcen lieber in lukrative Geschäftszweige. “Am Ende ist dann kein Geld mehr da, um Fieberzäpfchen für die Kinder herzustellen”, kritisiert Preis. “Ich finde das nicht in Ordnung. Es gibt einen Versorgungsauftrag und sowohl die Pharmaindustrie als auch die Politik sind dafür verantwortlich, dass die Lieferketten stabil bleiben.”
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