Bereits 500 Opfer: Gangster entführen Kinder und erpressen Lösegeld

Eine skrupellose Bande hat bereits Hunderte Minderjährige entführt und schlägt weiterhin zu – aus Geldgier. Derzeit wüten die Gangster im Gebiet nordöstlich nahe der Grenze zum Tschad, sie haben aber schon in ganz Nigeria Menschen in Geiselhaft genommen. Über 500 Familien wissen nicht, wo ihre Kleinen sind, wie es ihnen geht und ob sie die Kinder jemals wiedersehen werden. 

Immer wieder verschwinden Kinder, viele von ihnen tauchen von selbst wieder auf. Doch nicht in Nigeria, wo die Massenentführungen von Kindern, aber auch Frauen, ein Geschäftsmodell für Kriminelle geworden sind. Gerade schlug die Bande gleich dreifach zu und zwang insgesamt mehr als 500 Kids dazu, mitzukommen. Für diese Zwecke umstellen die schwer bewaffneten Männer Schulen – ganze Klassen werden unter vorgehaltener Pistole mitgenommen. 

Am Donnerstag war es in Kuriga soweit: In einer Grund- und Mittelschule sollte der Unterricht gerade beginnen, als die Verbrecher das Schulgebäude gegen 8 Uhr Ortszeit betraten. 700 Kinder mussten in ein nahe gelegenes Waldstück mitgehen, wobei viele von ihnen mit viel Glück flüchten konnten. 287 Menschen gelten weiterhin als vermisst.

Das Motiv für die Massenentführungen ist das Lösegeld, das sich die Bande verspricht. Und das, obwohl Nigeria mit seinen 210 Millionen Einwohnern eigentlich wirtschaftlich auf dem aufsteigenden Ast ist und als größte Volkswirtschaft Afrikas gilt. Inflation und hohe Arbeitslosigkeit sind dennoch Alltag. Die Gangster setzen daher auf Kidnapping und Lösegeld-Forderungen, die bei der Armut der Menschen nicht immer aufgehen. Die Sicherheitsberatungs-Firma SBM Intelligence gibt an, dass allein zwischen Juli 2022 und Juni 2023 mehr als 3600 Menschen bei fast 600 Überfällen verschleppt worden sind.

Die Polizei ist machtlos und korrupt. Bürgerwehren, Militär und Polizei sowie bewaffnete Banditen und die islamistische Terror-Organisation Boko Haram bekämpfen sich gegenseitig. Letztere wurde vor allem dadurch bekannt, vor zehn Jahren 276 Schülerinnen aus einem Internat entführt zu haben, um sie als Haus- und Sexsklavinnen zu halten. Viele der jungen Frauen sind nie wieder aufgetaucht.

Der nigerianische Bischof Man-Oso Ndagaoso sagt zu diesen Zuständen: „Die Menschen haben Angst, und das zu Recht. Die Menschen sind traumatisiert, und das zu Recht. In dieser Situation ist niemand irgendwo sicher. Wenn man sein Haus verlässt, selbst tagsüber, ist man nicht sicher, bis man zurückkommt.“

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Martin Beier