Die Übertragung von Viren zwischen unterschiedlichen Tierarten und auch Menschen macht Wissenschaftlern immer wieder Sorgen. Jetzt ist erstmals das Vogelgrippe-Virus bei einem Schaf in Europa nachgewiesen worden. Für den Vorfall sei ein „besonders aggressiver Stamm“ verantwortlich, erklärt ein britischer Virologe und zeigt sich erstaunt.
Das sogenannte Vogelgrippe-Virus H5N1-Influenza wurde erstmals bei einem Schaf in Großbritannien nachgewiesen. Wissenschaftler zeigen sich erstaunt, weil Schafe bisher gar nicht als Wirte in Betracht gezogen worden sind. Der britische Virologe Ed Hutchinson von der Universität Glasgow sieht eine gewisse Gefahr, dass dieser „besonders aggressive Stamm“ sich mit menschlichen Grippe-Viren verbinden und somit eine neue Erkrankung in der Humanmedizin hervorbringen könnte.
Letztes Jahr war die Vogelgrippe erstmals auf Milchkühe in den USA übergesprungen und konnte dort nicht mehr eliminiert werden. Wissenschaftler zeigten sich besorgt, dass die Viren auch in der Milch und in Milchprodukten verbreitet werden können. In Studien wurde nachgewiesen, dass H5N1 auch die Reifung in Rohmilchkäse übersteht. Bisher wurde keine infektiöse Dosis für den Menschen festgestellt. Bei wiederholtem Verzehr von Rohmilchprodukten sei dies aber durchaus denkbar, berichtet das Ärzteblatt.
In vielen Bundesstaaten der USA ist der Verkauf von Rohmilchprodukten gar nicht erlaubt. In Europa sieht das anders aus. Auch in Deutschland sind Rohmilchprodukte weit verbreitet. Wie das Landeszentrum für Ernährung in Baden-Württemberg berichtet, ist Rohmilch in vielen beliebten Käsesorten enthalten, darunter Camembert, Feta, Limburger, Raclette, Tilsiter und Roquefort sowie einige Hartkäsesorten, wie Allgäuer Bergkäse, Allgäuer Emmentaler, Parmesan und Le Gruyére.
Die WHO mahnte diese Woche zu mehr Vorsorge hinsichtlich einer möglichen Influenzapandemie. Die Länder der Welt müssten sich auf diesen Fall vorbereiten, sodass im Notfall schnell und effektiv reagiert werden könne. Darüber hinaus sei eine strategische Überwachung von Nutztieren und Menschen, die mit ihnen in Berührung kommen, notwendig, so WHO-Epidemiologin Maria van Kerkhove.
Trotz allem besteht derzeit keine Gefahr für die Bevölkerung. „Bisher haben wir bei H5N1 aber keine anhaltende Mensch-zu-Mensch-Übertragung gesehen“, so van Kerkhove.
Auf die aktuelle Lage in bei Milchkühen in den USA und wie die WHO damit umgehe, kam sie nicht zu sprechen. Seit Beginn der Trump-Regierung sei der Austausch zwischen der internationalen Gesundheitsbehörde und den USA zum Erliegen gekommen. Trump hat vor kurzem den Austritt der USA aus der WHO angekündigt.