Im Zuge der Coronavirus-Pandemie könnten auch in Deutschland Maßnahmen beschlossen werden, wer als Intensivpatient noch behandelt wird. Ein Katalog mit Handlungsempfehlungen ist nun erschienen.
Einem Bericht der „FAZ“ zufolge stellen sich deutsche Ärzte bereits darauf ein, künftig über Leben und Tod von Patienten entscheiden zu müssen, wenn Kapazitäten in der Intensivmedizin nicht mehr ausreichen sollten. Wie die Zeitung weiter zitiert, haben sieben medizinische Fachgesellschaften einen Katalog mit Handlungsempfehlungen für diesen Fall verabschiedet. Wie bekannt wurde, heißt es in dem Schreiben, es sei „wahrscheinlich, dass auch in Deutschland in kurzer Zeit und trotz bereits erfolgter Kapazitätserhöhungen nicht mehr ausreichend intensivmedizinische Ressourcen für alle Patienten zur Verfügung stehen, die ihrer bedürfen“.
Mit der Handreichung dieser Lösungsvorschläge sollen bei den dadurch entstehenden Entscheidungskonflikten behilflich sein. Die medizinische Indikation und auch der Patientenwille sollen demnach für eine Weiterbehandlung entscheidend sein.
Nicht indiziert sei eine weitere Intensivtherapie dann, wenn der Prozess des Sterbens unaufhaltsam begonnen habe, ein Aussichtslosigkeit bei der Therapie zu erkennen sei, da eine Besserung und Stabilisierung nicht zu erwarten sei oder lediglich der dauerhafte Aufenthalt auf der Intensivstation ein weiteres Überleben sichert.
„Unausweichlich eine Auswahl zu treffen“
In dem Papier heißt es weiter: „Wenn nicht mehr alle kritisch erkrankten Patienten auf die Intensivstation aufgenommen werden können, muss analog der Triage in der Katastrophenmedizin über die Verteilung der begrenzt verfügbaren Ressourcen entschieden werden“.
Die Behandlungspriorität von Patienten wird in Notaufnahmen üblicherweise nach Schmerzen, Bewusstsein, Temperatur und Krankheitsdauer bei der sogenannten Triage getroffen.
Daher sei es künftig „unausweichlich“, eine Auswahl hinsichtlich der Personen zu treffen, die akut- oder intensivmedizinisch behandelt werden müssen und welche nicht. Dies stelle eine „enorme emotionale und moralische Herausforderungen für das Behandlungsteam“ dar.
Nach Schilderungen des Deutschen Instituts für Katastrophenmedizin herrschen an der Uniklinik in Straßburg infolge der Corona-Pandemie bereits tragische Zustände. Patienten mit Covid-19 werden dort seit dem 21. März nicht mehr behandelt, wenn sie über 80 Jahre alt sind und kritischen Zustand besitzen. Dies geht aus einem Schreiben der Leitung des Instituts an das baden-württembergische Innenministerium hervor. Dieses liegt dem Evangelischen Pressedienst vor.
Das Ziel der derzeitigen, bundesweit verhängten Kontaktbeschränkungen hat das Ziel, solche Situationen durch ein Abflachen der Infektionszahlen in Deutschland nicht erst aufkommen zu lassen. Ein weiterer Vorteil in der Bundesrepublik ist, dass es im Vergleich zu anderen Länder viel mehr Intensivbetten gibt. Während es rund 28.000 hierzulande sind, stehen in Italien nur 5.000, in Großbritannien sogar nur 4.000 zur Verfügung. Lokal könnte es aber trotzdem zu Überlastungen kommen.
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