Das liebste Bier der Deutschen enthält Plastik

Hopfen, Malz, Hefe, Wasser – und Plastik? Leider ist es so: Deutschlands liebstes Bier, das klare, spritzige Lagerbier, enthält Mikroplastik. Das geben die Brauereien selbst zu, bezeichnen die verwendeten Kunststoffe aber als “harmlos” und für die Bierherstellung unerlässlich.

Es wird geschätzt, dass ein Mensch im Laufe seines Lebens etwas mehr als 18 Kilogramm Plastik zu sich nimmt. Autopsien haben ergeben, dass sich Plastik in vielen wichtigen Organen wie Lunge, Leber, Milz und Nieren ansammeln kann. Das meiste davon nehmen wir gar nicht wahr, denn es handelt sich um Mikroplastik – Stücke von weniger als 5 mm Größe, die zufällig in unsere Nahrungskette gelangt sind.

Wer jedoch ein Bier genießt, konsumiert möglicherweise Plastik, das absichtlich hinzugefügt wurde. Die Rede ist von PVPP, Polyvinylpolypyrrolidon, einem Kunststoffgranulat, das am Ende des Brauprozesses zur Unterstützung der Filtration zugesetzt wird.

Bei der Klärung von Bier wird eine Reihe von Stoffen verwendet: Kieselgur bindet die Partikel, die im Bier suspendiert sind. So entsteht der Filtrationskuchen. PVPP hingegen bindet die Gärungsprodukte. Dadurch wird die Filtration viel einfacher und schneller, so dass ein appetitlich aussehendes, klares, helles Lagerbier entsteht, das lange haltbar ist.

Der größte Teil des PVPP wird während des Filtrationsprozesses entfernt, und Sie werden es nicht auf der Zutatenliste Ihres Bieres finden. Es besteht jedoch die Sorge, dass noch Spurenelemente im Endprodukt verbleiben könnten. Aus Sicht der EU ist dies derzeit kein Problem, da PVPP (E1202) als ein für den Verzehr unbedenkliches Bindemittel anerkannt ist. Eine maximale Tagesdosis wurde nie festgelegt.

Diejenigen, die sich bei dem Gedanken an den Verzehr von zugesetztem Plastik in ihrem Bier etwas beunruhigt fühlen, werden froh sein zu hören, dass es Alternativen gibt. Naturtrübes Bier zum Beispiel ist ungefiltert und enthält daher kein PVPP. Eine andere Möglichkeit wäre, ein Bier zu wählen, das mit einem alternativen Filtrationsverfahren hergestellt wurde: Bei der Sedimentation setzen sich die Partikel einfach am Boden des Tanks ab – das so gereinigte Bier wird dann abgelassen. Diese Methode wird nur selten angewandt, da sie sehr lange dauert und ein beträchtlicher Teil des Bieres dabei verloren geht. Eine weitere Alternative ist das Separationsverfahren, bei dem das Bier auf eine Reihe von sich drehenden Platten gegeben wird. Diese dienen dazu, alle Partikel zu separieren, was relativ schnell funktioniert. Der Nachteil ist, dass dieses Verfahren sehr viel Energie verbraucht. Aus diesem Grund müssen Sie unter Umständen mehr bezahlen, wenn Sie ein plastikfreies Bier wünschen.

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Kai Degner