Grund zum Jubeln? Die Begeisterung der Deutsch-Türken für Präsident Recep Tayyip Erdogan stößt in der deutschen Politik auf massive Kritik.
Am Wochenende gingen Zehntausende in Deutschland lebende Türken auf die Straße und feierten mit Autokorsos den Sieg von Präsident Recep Tayyip Erdogan (69) bei der Stichwahl in der Türkei. Doch warum eigentlich?
Erdogan hat in den letzten Jahren sein Land in eine wirtschaftlich bedrängte Position gebracht und dabei Demokratie und Menschenrechte vernachlässigt. Die Wirtschaft und Währung der Türkei erreichten immer neue Tiefstände.
“Übersehen geht nicht mehr!”
Angesichts dieser Tatsachen ist es nicht verwunderlich, dass der beunruhigende Jubel der Deutsch-Türken auf heftige Kritik stößt. Die CDU-Politikerin Serap Güler äußerte sich gegenüber BILD und betonte, dass sie die Bilder von Autokorsos als äußerst verstörend empfindet. Sie fordert eine offene und ehrliche Debatte darüber, wie man diese Situation ändern kann. Güler verweist zudem auf das knappe Ergebnis der Stichwahl von 52 Prozent für Erdogan und sieht darin ein Zeichen für die Spaltung der türkischen Gesellschaft. „Wir haben zu viele Deutsch-Türken, die Erdogan besser erreicht als wir. Das muss sich ändern”, so Güler in der BILD.
Aber sicher nicht durch Kritik an den Erdogan-Wählern, findet EU-Innenpolitiker Markus Ferber. „Wählerbeschimpfung führt nicht zum Ziel“, so der CSU-Politiker in Erwiderung auf die Tweets, die Landwirtschaftsminister Cem Özdemir noch am Abend der Wahlentscheidung in der Türkei abgesetzt hatte.
“Die Autokorsos sind keine Feiern harmloser Anhänger eines etwas autoritären Politikers. Sie sind eine nicht zu überhörende Absage an unsere pluralistische Demokratie & Zeugnis unseres Scheiterns unter ihnen. Übersehen geht nicht mehr”, so der Grünen-Politiker.
Mit diesen Äußerungen ruft Özdemir auch CDU-Außenpolitiker Johann Wadephul auf den Plan.
„Will Özdemir die Türken jetzt ausweisen?”, fragt er in Richtung des Landwirtschaftsministers. “Was heißt das für die Außenpolitik von Annalena Baerbock? Was sagt Herr Özdemir denn zu den radikalen Flüchtlingsaussagen von Kilicdaroglu? Die krude Ankündigung aus der Bundesregierung wirft zahlreiche offene Fragen auf. Niemand bestreitet, dass Erdogan die Türkei Richtung Autokratie steuert, doch Kommentare aus Deutschland ändern daran nichts.“
Foto: Anhänger von Erdogan am 28.05.2023, über dts Nachrichtenagentur
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