Drama um Waffenstillstand: Netanjahu schwer bedrängt

In den Verhandlungen über einen Waffenstillstand in dem beinahe vollständig zerstörten Norden des Gaza-Streifens ist es nach Angaben der amerikanischen Nachrichtenagentur Reuters und der Tageszeitung Washington Post jetzt zu einem Durchbruch gekommen. Demzufolge sollen 50 der von der palästinensischen Terrororganisation Hamas im Oktober gefangen genommenen Geiseln innerhalb einer fünftägigen Waffenruhe freigelassen werden. 

In einem detaillierten, sechsseitigen Vertrag verpflichten sich die Geiselnehmer dazu, kleinere Gruppen von Geiseln in 24-stündigen Intervallen an Israel zu übergeben. Im Gegenzug soll Israel alle Angriffe auf Gaza für einen begrenzten Zeitraum einstellen, damit lebensnotwendige Hilfsmittel und medizinische Versorgung in die hart umkämpften Bereiche gebracht werden können. 

Obwohl sowohl die israelische Regierung als auch das Weiße Haus in den USA bekannt gaben, dass der Vertrag noch nicht unterschrieben sei, geht man dennoch von einem unmittelbar bevorstehenden Waffenstillstand aus. Unterstützung für den Vertrag kommt insbesondere von den Familien der Geiseln, die jetzt den israelischen Präsidenten Benjamin Netanjahu unter Druck setzen, einem sofortigen Waffenstillstand zuzustimmen. Nach offiziellen Angaben befinden sich immer noch 240 Geiseln, darunter viele Frauen und Kinder, in der Macht der Hamas-Terroristen.  

Familienangehörige der Geiseln haben an diesem Wochenende den israelischen Staatschef bedrängt, mehr Rücksicht auf die Situation der Gefangenen zu zeigen. In einem Protestmarsch von Tel Aviv nach Jerusalem, der fünf Tage dauerte, demonstrierten Zehntausende von Israeliten, darunter die Familien und Freunde der Geiseln, für eine schnellere Lösung für den Konflikt. 

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO und die Vereinten Nationen verlangen einen augenblicklichen Waffenstillstand von Netanjahu, insbesondere um eine Gelegenheit zu bekommen, das von Israel belagerte Krankenhaus Al Shifa in der Stadt Gaza zu räumen und die überlebenden Patienten in Sicherheit zu bringen. In einem Bericht über die aktuellen Zustände in Gazas größtem Krankenhaus kategorisiert die WHO den Bereich als eine „Todeszone“, die unmittelbar evakuiert werden muss. Im Augenblick befinden sich immer noch etwa 300 Patienten, darunter 32 schwerkranke Babys, sowie eine Notbesetzung mit 26 medizinischen Fachpersonen in dem von den israelischen Truppen besetzten Gebäude. 

In der Zwischenzeit setzt Israel seine Angriffe auf palästinische Ziele im Gaza-Streifen fort und hat zufolge internationaler Berichterstattung seine Raketenabschüsse verstärkt auf Ziele im Süden des Landes und im Grenzbereich zu dem Libanon ausgeweitet. Dabei wurden insbesondere ein Flüchtlingslager und mehrere Wohngebäude zerstört. Neben der riesigen Zerstörung kostete der Konflikt bisher 13000 palästinische Menschenleben, während auf Israels Seite etwa 1200 Zivilisten, die meisten davon bei dem Angriff der Hamas am 7. Oktober, sowie 59 Soldaten ums Leben gekommen sind. 

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Alexander Grünstedt