Dreist: Banken geben steigende Zinsen nicht an Kunden weiter

Seit Wochen steigen die Zinsen für Tagesgeldkonten und Sparbücher, doch die Banken behalten die Gewinne dreist für sich. Besonders schlecht ergeht es den Kunden von regionalen Sparkassen. Nur bei einer einzigen Bank gibt es zwei Prozent aufs Girokonto, nämlich bei der C24. 

In Deutschland sieht es seit geraumer Zeit mies aus für Bankkunden. Vor allem die rund 50 Millionen Menschen, die ihr Geld bei der Sparkasse liegen haben, sehen alt aus. Laut einer neuen Auswertung des Portals „Biallo“ zahlen 62 von 302 Sparkassen keinerlei Zinsaufschlag aufs Tagesgeld.

Dabei liegt der Leitzins im Euro-Raum bei 2,5 Prozent – dieser wird von den Banken für ihre Einlagen zwar einkassiert, aber nicht an die Kunden weitergegeben. Es wäre nur fair nach der langen Nullzins-Phase seit 2016. Viele erinnern sich an die Zeiten, in denen Sparer sogar Strafzinsen aufs Ersparte zahlen mussten. Derzeit werden durchschnittlich Zinsen zwischen 0,001 und 0,1 Prozent gewährt, im Schnitt sind es bei den Sparkassen nur 0,197 Prozent aufs Tagesgeld.

CDU-Finanzexperte Sebastian Brehm findet gegenüber der BILD klare Worte: „Die Guthabenzinsen müssen rauf! Nach den Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank gibt es keine Ausreden mehr. Schlimm genug, dass die Inflation heftig an den Einkommen nagt.”

Null Zinsen für Sie
Grundsätzlich gilt: Je regionaler und ländlicher, desto weniger zahlt die Bank – denn sie verfügt über eine treue Kundschaft, die den Weg zu Online- oder Direktbanken üblicherweise scheut und den persönlichen Kontakt in der Filiale schätzt. Null Zinsen gibt es laut biallo.de in zahlreichen (Kreis- und Stadt)Sparkassen wie Erding-Dorfen und Kreis- und Stadtsparkasse Kaufbeuren sowie den Kreissparkassen Bitburg-Prüm, Esslingen-Nürtingen, Fallingbostel in Walsrode, Göppingen, Herzogtum Lauenburg, Ostalb, Rhein-Hunsrück, Saale-Orla, Stade oder Weilburg.

Hier gibt es 2,0 Prozent
Deutlich besser sieht es bei den Groß- und Direktbanken aus. Der Spitzenwert sind zwei Prozent Tagesgeld, bei Festgeld noch mehr. Im Schnitt zahlen die Banken mittlerweile 0,92 Prozent. Tendenz: stark steigend. Bei ING und Volkswagenbank gibt es jetzt schon zwei Prozent aufs Tagesgeld; aufs Festgeld zahlen Bank 11 2,30 Prozent und die PSA Direktbank 2,00 Prozent. Und Lasse Schmid, Generalbevollmächtigter bei der C24 Bank, ergänzt: „Wir bieten ab April als einzige Bank in Deutschland eine Verzinsung von 2,0 Prozent auf alle Girokontomodelle. Guthaben und Geldeingänge werden automatisch verzinst.“

“Verhandeln Sie mit Ihrer Bank!”
Am Mittwoch dürften viele Banken ihre Zinsen anheben, da der nächste Zinsschritt der Europäischen Zentralbank erwartet wird. Wer bisher leer ausgegangen ist, hat zudem das Recht, sich bei seinem Geldinstitut zu beschweren. „Durch geschicktes Verhandeln zeigen sich vor allem kleinere Sparkassen und Genossenschaftsbanken verhandlungsbereit“, empfiehlt Finanzexperte Biallo. Oft zahlen sie dann doch Zinsen, weil sie auf ihre Stammkundschaft angewiesen sind.

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Martin Beier