Drosten sieht den Ernstfall fast erreicht

In Deutschland gilt nun ab dem 2. November ein Teil-Lockdown, um so die rasante Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen. Der Virologe Christian Drosten hat im Rahmen eines Vortrags erklärt, warum die zweite Virus-Welle bedrohlicher ist als die erste und was passiert, sollte sich das Virus weiter mit dieser Geschwindigkeit ausbreiten.

Einen neuen Höchststand an bestätigten Neuinfektionen hat das Robert-Koch-Institut vermeldet. In den letzten sieben Tagen kamen über 95.000 neue Fälle hinzu. Zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus hat die Politik daher einen Teil-Lockdown ab dem 02. November beschlossen.

Der Virologe Christian Drosten erklärte im Rahmen eines Vortrags in der niedersächsischen Stadt Meppen nun, warum die zweite Virus-Welle so viel bedrohlicher ist als die erst und welche Auswirkungen es haben wird, breitet sich das Virus in der jetzigen Geschwindigkeit weiter aus.

Drosten: “Läuft mit brutaler Gewalt”

So habe sich das Virus in der ersten Welle in erster Linie aus Hotspots wie dem Kreis Gangelt heraus verbreitet. Dadurch gelang es leichter, die Ausbreitung des Virus zu stoppen, es konnte viel lokaler reagiert werden. Doch derzeit verbreitet sich das Coronavirus aus dem gesamten Land heraus, derzeit laufe das Infektionsgeschehen „drückend und mit brutaler Gewalt“.

Das Virus komme von überall her.

Sollte das Infektionsgeschehen anhaltend hoch ausfallen, so wird die Intensivmedizin in spätestens zwei bis drei Wochen flächendeckend an die Kapazitätsgrenzen gelangen. Anhand eines emotionalen Beispiels erklärte Drosten dann auch, welche dramatischen Folgen die haben kann.

Drosten gibt erschütterndes Beispiel für Worst-Case-Szenario

Im allerschlimmsten Falle stehen die Mediziner dann vor der Wahl, wer gerettet werden solle und wer nicht. Ein Beispiel für diesen Prozess nannte Drosten dann auch: “Wir haben auf der Intensivstation einen Patienten, der ist alt und der liegt da seit einer Woche. Der hat eine Überlebenschance von 30 bis 50 Prozent […] Und dann kommt ein Patient, der ist 35 und hat drei kleine Kinder und der hat die gleiche Krankheit und der hat einen schweren Verlauf und wenn Sie den nicht jetzt an ein Beatmungsgerät anschließen, dann ist er übermorgen tot. Das wissen Sie als Intensivmediziner. Was machen Sie? Sie müssen einen der älteren Patienten abmachen. Das ist, was Triage bedeutet.”

Daher handele es sich bei den derzeitigen Maßnahmen auch um eine „gesellschaftlich notwendige Intervention, die eigentlich alle verstehen sollten“. In Deutschland gelte es daher eine solche Situation zu verhindern, wie sie in anderen Teilen Europas während der ersten Welle im März und April in den Kliniken sichtbar wurden. In Deutschland müssen daher ab Montag Restaurants, Bars und Einrichtungen, welche einem Vergnügungscharakter haben, für mindestens vier Wochen schließen. Ebenso dürfen sich nur noch maximal zehn Personen oder Angehörige zweier Haushalte treffen.

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Author
Martin Beier