Diese Nachricht sorgt für lange Gesichter: Alle elf Millionen Kunden der deutschen Commerzbank wechseln demnächst vielleicht ohne Mitarbeit das Haus. Denn der Chef der italienischen UniCredit-Bank kündigte an, übernehmen zu wollen.
Paukenschlag: Die zweitgrößte deutsche Privatbank könnte mitsamt ihrer elf Millionen Kunden schon in den kommenden Monaten komplett geschluckt werden. Diesen Plan äußerte UniCredit-Boss Andrea Orcel ganz aktuell: „Eine Zusammenführung beider Banken könnte zu einem erheblichen Mehrwert für alle Stakeholder führen und würde einen deutlich stärkeren Wettbewerber auf dem deutschen Bankenmarkt schaffen“, wird er im „Handelsblatt“ zitiert.
Bei der UniCredit handelt es sich um die zweitgrößte italienische Bank. Diese hatte in der letzten Woche 4,5 Prozent an der Commerzbank übernommen, nachdem der Bund diese Anteile verkauft hatte. Weitere knapp fünf Prozent Commerzbank-Aktien erwarb man an der Börse. Orcel besitzt also schon fast zehn Prozent der Commerzbank – doch damit scheint es nicht genug zu sein.
Die Bundesregierung dürfte von der Übernahme der Anteile durch die italienische Bank überrascht worden sein. Zunächst herrschte also Unsicherheit: Ist so großer Deal politisch wirklich gewollt? Letztendlich sah man im Bundesfinanzministerium aber keinen rechtlich legitimen Weg, die Auktion zu beeinflussen.
Im Kanzleramt sehe man einen größeren Einstieg der Italiener schon seit langer Zeit am kritischsten: Scholz-Staatssekretär Jörg Kukies war einst Investmentbanker bei Goldman Sachs und hatte stets einen Ruf als Fan einer fusionierten deutschen Großbank aus Deutscher Bank und Commerzbank. Versuche des Finanzministeriums, ihn zu erreichen, sollen vergebens gewesen sein.
Mit der Übernahme der Commerzbank durch die UniCredit würde es sich keineswegs um eine Premiere handeln: Einst schluckten die Italiener auch die HypoVereinsbank (HVB). Der Druck durch UniCredit-Boss Orcel dürfte sich nun weiter erhöhen.
Die Commerzbank machte im Jahr 2023 den größten Gewinn seit 15 Jahren. Der Überschuss stieg um 55 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro an, da einerseits strikt gespart wurde, andererseits aber auch Jobabbau und Filialschließungen vollzogen wurden.
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