Gegen Sars-CoV-2 werden immer mehr Impfstoffe zugelassen, doch fehlt noch immer ein wirksames Medikament, das hilft, wenn die Krankheit ausgebrochen ist. Forscher verfolgen auf der ganzen Welt verschiedene Ansätze. Aus Tübingen wird jetzt von Wissenschaftlern ein Durchbruch vermeldet.
Ob bereits existierende Medikamente, die gegen andere Krankheiten helfen, auch bei Covid-19-Erkrankungen eingesetzt werden können, wurde schon sehr früh in der Pandemie getestet. Dazu gehörten Mittel gegen Malaria oder auch Ebola. Aber keine dieser Therapien brachten den richtigen Erfolg. Lediglich das bei Intensivpatienten benutzte Kortison-Präparat Dexamethason zeigte eine positive Wirkung.
Daher geht die Suche nach einem Medikament weiter. Forschern am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung ist nun ein Durchbruch gelungen. Sie haben mittels einer Computersimulation herausgefunden, wo im Idealfall ein Medikament ansetzten muss. “Wir haben eine Art Zielscheibe konstruiert, mit der wir das Coronavirus ganz verwundbar treffen können, ohne dabei den menschlichen Wirt zu beschädigen”, sagt Juniorprofessor Andreas Dräger.
Und das funktioniert so: Zahlreiche Stoffwechselprodukte werden auf einer Art Straßennetz durch unsere Zellen transportiert. Ein Coronavirus, dass in eine Zelle dringt, schöpft durch ein Anheften an solch einen Transportweg die Stoffwechselprodukte ab. Damit werden neue Viren geschaffen und verteilen sich weiter im Körper. Wo genau sich jetzt das Virus anheftet, habe die Forscher aus Tübingen nun herausgefunden. Das Virus erhält keine Bausteine mehr, wenn man diese Wege sperrt. Diese Erkenntnisse dienen nun dazu, Wirkstoffe zu entwickeln, die diese Wege konkret sperren.
Bibliothek aus 5600 Wirkstoffen
Das Fraunhofer Institut aus Hamburg soll dies nun übernehmen. In ihrer Bibliothek haben sie 5.600 Wirkstoffe gespeichert. Alle diese sind bereits anderweitig zugelassen. Der Biochemiker Bernhard Ellinger sagte dazu: “Das hat den großen Vorteil, dass man dann nicht mehr so viel Rücksicht auf die Sicherheit nehmen muss. Weil man ja bereits weiß, dass die Substanzen im Menschen sicher sind, weil sie ja bereits eingesetzt werden”.
Finden Wissenschaftler nun im Labor einen Wirkstoff, kann er an lebenden Organismen seine Eignung nachweisen. Dies gilt an Tieren wie auch an Menschen. Nur dort lässt sich das Zusammenspiel von Wirkstoff und Immunsystem umfänglich testen. “Denn das spielt ja eine entscheidende Rolle”, erläutert Ellinger. “Vielleicht bekämpfen wir das Virus nicht zu 100 Prozent, sondern stoppen die Produktion nur zu 90 oder zu 85 Prozent. Und reicht das dann? Kaufen wir dem Immunsystem damit genug Zeit? Das wird sich dann erst zeigen.”
Geht alles gut, könnte ein umgewidmetes Medikament nach Einschätzung der Experten schon am Ende des Jahres zulassungsreif sein. Zuvor müssen alle klinischen Phasen durchlaufen sein. Der hier zugrundeliegende Ansatz würde so auch für alle auftretenden Virus-Mutationen funktionieren. Somit würde der Medizin eine flexible und wirksame Waffe gegen Sars-CoV-2 zur Verfügung stehen.
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