Forscher warnen: Nächstes Türkei-Erdbeben kommt

Seit den verheerenden Erdbeben, die die Türkei im Februar dieses Jahres erschütterten, haben Forscher die Daten sorgfältig untersucht, um herauszufinden, wo und wann das nächste Beben stattfinden wird. Laut Naci Görür, Geologe an der Technischen Universität in Istanbul, gibt es keinen Zweifel am Wo. Auch das Wann bereitet ihm große Sorgen.

Istanbul wird das Epizentrum des nächsten großen Erdbebens in der Türkei sein. Obwohl die gesamte Türkei seismisch sehr aktiv ist, hat in letzter Zeit eine Verschiebung stattgefunden. Wie Görür erklärt, konzentrierten sich die Erdbeben in der Vergangenheit vor allem auf den Südosten des Landes, wo die Kollision der anatolischen und der arabischen Platte bisher am stärksten zu spüren war.

Nun wird jedoch beobachtet, dass sich die Auswirkungen des Zusammenstoßes der beiden Platten immer mehr in Richtung Westen verlagern. Professor Görür ist sich sicher: “Das Marmarameer vor Istanbul wird daher das Ziel des nächsten Erdbebens sein”.

Das sieht auch Professor Marco Bohnhoff vom Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) so. In einem Interview mit der Wissensplattform Erdsystem (ESKP) der Helmholtz-Gemeinschaft sagt er voraus, dass in naher Zukunft ein schweres Erdbeben in der Region Istanbul zu erwarten ist.

Es wird für möglich gehalten, dass dieses Erdbeben eine Stärke von 7 bis 7,5 haben könnte. In der bebauten türkischen Metropole, in der über 15 Millionen Menschen leben, könnte dies katastrophale Folgen haben. Es stellt sich also die Frage, wann ein solches Ereignis zu erwarten ist, d. h. wie viel Zeit bleibt der türkischen Bevölkerung, sich darauf vorzubereiten?

Der Geologe Sükrü Ersoy von der Technischen Universität Istanbul warnt, dass ein solches verheerendes Erdbeben in weniger als 10 Jahren zu erwarten sein könnte. “Wir sollten das ernst nehmen, die Zerstörung wäre enorm”, mahnt er. Die Einwohner Istanbuls müssen sich jetzt vorbereiten. Nach Ersoys Schätzung gibt es mindestens 150.000 Gebäude, die nicht ausreichend gesichert sind und zu Todesfallen werden könnten.

Die Erdbeben im Februar, von denen eines eine Stärke von 7,5 und das andere eine Stärke von 7,8 erreichte, zeigten das Ausmaß der Verwüstungen, die verursacht werden können. Über 56.000 Menschen starben. Die Türkei sollte sich diese Warnung zu Herzen nehmen und die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um ihre Bevölkerung zu schützen, soweit dies möglich ist. Aus finanziellen und sozialen Gründen wollen nur sehr wenige Einwohner die Stadt verlassen.

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Kai Degner