Geschlechtskrankheit auf neuem Höchststand in Deutschland

Neuer, gefährlicher Rekord: Europa erlebt eine neue Infektionswelle – besonders Deutschland. Die Syphilis breitet sich wieder aus und hat HIV überholt.

Das Europäische Zentrum für Krankheitsprävention und -kontrolle (ECDC) vermeldet einen starken Anstieg an Syphilis-Infektionen in Europa. In den Jahren zwischen 2010 und 2017 stiegt die Anzahl der bestätigten Syphilis-Fälle um fast 70 Prozent und erreichte 2017 einen Rekordwert von 33.193 Fällen. Besonders erschreckend ist die Zunahme in Deutschland. Die Bundesrepublik zählt gemeinsam mit Großbritannien, Irland, Island und Malta zu den fünf Ländern in denen sich die Anzahl der Infektionen verdoppelt hat.

Experten zufolge seien die Menschen wieder unvorsichtiger geworden und benützten weniger Kondome als noch vor zehn Jahren. Demnach seien die Menschen weniger besorgt, sich mit HIV anzustecken, weil die Therapiemöglichkeiten für die gefürchtete Immun-Krankheit inzwischen sehr ausgereift sind und HIV-Infektionen nur noch selten einen dramatischen Verlauf nehmen.

Desweiteren veränderten Online Dating-Plattformen das Sexualverhalten der Menschen. Immer mehr Menschen hätten häufiger mit wechselnden Partnern Geschlechtsverkehr. Die Deutsche Aidshilfe weist außerdem darauf hin, dass die Zahl der gemeldeten Fälle auch angestiegen sei, weil schwule und bisexuelle Männer in den letzten Jahren verstärkt und regelmäßig zu Syphilis-Tests aufgerufen worden wären.

Laut ECDC stecken sich Männer im Alter zwischen 25 und 34 Jahren besonders häufig mit Geschlechtskrankheiten an. Das höchste Risiko bestehe für Männer dieser Altersgruppe, die Sex mit anderen Männern hätten und in Städten lebten. In der Bundesrepublik sind Hamburg und Berlin besonders betroffen.

Eine Syphilis-Infektion verläuft in verschiedenen Stadien. Erste Symptome sind ein Geschwür an der Stelle, wo der Erreger in den Körper gelangte – etwa im Mund oder an den Geschlechtsorganen. Meistens ist das Geschwür schmerzlos und heilt von selbst wieder ab. Allerdings breiten sich die Syphilis-Bakterien jetzt weiter im ganzen Körper aus. Es erfolgt ein diffuses Krankheitsbild mit Hautausschlag und Knötchen in den Hautfalten. Begleitet werden diese Symptome von einem allgemeinen Krankheitsgefühl, Fieber und erhöhten Entzündungswerten im Blut. Auch dieses Stadium heilt meist von selbst aus. Allerdings führt die unbehandelte Erkrankung in 70 Prozent der Fälle zum dritten Stadium, in dem Jahre später Gefäße und innere Organe von den Bakterien befallen werden. Als Folge können psychische Störungen und Demenz auftreten.

Die Syphilis-Infektion kann mit Penizillin behandelt werden. Nach erfolgreich und voll abgeschlossener Therapie, die mehrere Wochen in Anspruch nimmt, sind die Patienten nicht mehr ansteckend.

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Author
Stephan Heiermann