Er gilt als einer der gefährlichsten Plätze Europas und internationale auswärtige Ämter sowie Firmen geben sogar Reisewarnungen für diesen deutschen Großstadtbahnhof heraus. Unverhohlene Prostitution, eklatanter Drogenkonsum und Überfalle auf Reisende am helllichten Tag machen den Frankfurter Hauptbahnhof und das umliegende Bahnhofsviertel zu einem “No-Go-Gebiet” für Anwohner der Großstadt und Touristen zugleich. Gestern Nacht hatte die Frankfurter Polizei genug und stürmte das gesamte Viertel für eine Riesenrazzia.
An der Großaktion waren über 150 Polizisten beteiligt, die den Bahnhof und das umliegende Gebiet für Drogen, illegale Waffen und Prostituierte durchkämmten. Am Ende der Nacht hatte man 190 Personen kontrolliert und 43 Strafverfahren eingeleitet. Außerdem wurden geringe Mengen von Rauschgift, darunter Crack, Ecstasy, Marihuana und Haschisch, beschlagnahmt. Zuzüglich kontrollierten die Einsatzkräfte mehrere Bordelle im Bahnhofsviertel und 40 der dort anwesenden Prostituierte, aber hier fand die Polizei nichts zu beanstanden.
In Hessens größter Stadt wurden im vergangenen Jahr so viele Raubüberfälle, Körperverletzungen, Bedrohungen oder Nötigungen verzeichnet wie seit zehn Jahren nicht mehr. Zufolge des Frankfurter Polizeipräsidenten Stefan Müller wurden 12.530 einzelne Straftaten in diesen Deliktgruppen polizeilich registriert. Zieht man auch kleinere kriminelle Handlungen wie Diebstahl in Betracht, steigt die Zahl auf 115.000. Besonders gravierend ist der Anstieg bei Nötigungen und Bedrohungen, die beinahe mit 12 % zugenommen haben. Mehr als die Hälfte dieser Delikte wird im Frankfurter Bahnhofsviertel ausgeübt.
Hessens neuer Innenminister Roman Poseck (CDU) erklärte erst kürzlich, dass das Bundesland sich keine rechtsfreien Räume erlauben dürfte. „Der Rechtsstaat muss Flagge zeigen“, sagte er, „und gerade in kriminalitätsbelasteten öffentlichen Räumen seine Konsequenz und Handlungsfähigkeit für jedermann sichtbar unter Beweis stellen.“
Noch am Freitagmorgen hatte die Frankfurter Polizei in einer Pressekonferenz bekannt gegeben, dass man in Zukunft dem Bahnhofsviertel mehr Aufmerksamkeit widmen würde. Wenige Stunden später kam es zu dem Großeinsatz.
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