Handygucken lässt Nackenhorn wachsen

Sie sind allgegenwärtig und viele Menschen schauen täglich stundenlang auf Ihre Smartphones. Dies macht sich mittlerweile bei jüngeren Menschen bemerkbar und kann auf dem Röntgenbild sogar gesehen werden.

Bisher wurden Untersuchungen zum Gebrauch von Smartphones vor allem im Zusammenhang mit den Auswirkungen der elektromagnetischen Strahlungen oder der Veränderungen im sozialen Verhalten durchgeführt. Nun haben Forscher der University of Sunshine Coast im australischen Queensland aber sichtbare Veränderungen am Kopf entdeckt, welche sich vermutlich auf den Gebrauch von Handys zurückführen lassen.

Bereits im letzten Jahr hatte der Chiropraktiker David Shahar und sein Team Untersuchungsergebnisse dazu veröffentlicht. Nun hat ein aktueller Bericht der BBC dazu geführt, dass diese Studie eine neue Aufmerksamkeit erhalten hat. Australische Medien haben für die von den Forschern beschriebenen knöchernen Auswüchse verschiedene Namen kreiert. Sie werden als “Kopfhörner”, “Telefonknochen” oder “Stachel” bezeichnet. “Ganz egal, wie es genannt wird: Es sieht aus wie ein Vogelschnabel, ein Horn, ein Haken”, zitiert die “Washington Post” den Studienleiter Shahar. Es seien Zeichen einer ernsthaften Fehlhaltung, welche zu Schmerzen im oberen Rücken und Nacken sowie zu chronischen Kopfschmerzen führen kann.

Besondere Belastung wird sichtbar
Über einen Zeitraum von drei Jahren hatten die Forscher insgesamt 1.200 Röntgenaufnahmen des Schädels und der Halswirbelsäule der Patienten im Alter von 18 bis 86 Jahren ausgewertet. Bereits 2016 waren besonders bei jungen Männern im Alter von 18 bis 30 Jahren knöcherne Veränderungen am Hinterkopf erkennbar gewesen. Bei rund 40 Prozent der Probanden wurde von den Forschern ein Knochenwachstum von drei bis fünf Millimeter festgestellt. In Ausnahme- bzw. Extremfällen waren es sogar 10 Millimeter und mehr, die nachgewiesen werden konnten. Üblicherweise treten solche Veränderungen nur im hohen Alter von Menschen mit einer jahrelangen starken körperlichen Belastung auf.

Die Forscher führen ihre außergewöhnlichen Ergebnisse auf eine verstärkte Verwendung von Mobiltelefonen und Tablets zurück. Auch gehen die Forscher davon aus, das diese knöchernen Vergrößerungen am Hinterkopf nicht nur durch genetische Disposition oder Entzündungen entstanden sind.

Vielmehr sei es wahrscheinlich, dass es zu einer besonderen mechanischen Belastung von Muskeln, Sehnen am Schädel und Nacken durch die vermehrte Nutzung von Handys und Smartphones kommt und der Körper auf diese Weise darauf reagiert. Durch das Beugen des Kopfes und nach unten auf das Smartphone schauen, komme es zu einer besonderen Belastung der Nackenmuskulatur. Solche Prozesse der Knochenbildung dauern in der Regel sehr lange, daher gehen die Forscher davon aus, dass die Betroffenen seit frühester Kindheit ihren Nacken über unzählige Stunden fehlbelastet haben müssen.

“Das Horn an sich ist keine Gefahr”, sagt der ebenfalls an der Studie beteiligte Forscher Mark Sayers. Vielmehr deuten dies Anzeichen darauf hin, dass Hals und Kopf nicht in richtiger Stellung zueinander stünden. Die Forscher sehen als Ausweg, an Schulen Handlungsstrategien im richtigen Umgang mit mobilen Technologien zu vermitteln. Um einen tatsächlich nachweisbaren Zusammenhang zwischen der Bildung des Hinterkopfhakens und der Nutzungsdauer von Smartphones herzustellen, müssen nun weitere Untersuchungen folgen.

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Author
Jerry Heiniken