Diabetes ist eine Volkskrankheit und alles andere als harmlos. Heilung ist jetzt greifbar geworden: Unter der Voraussetzung, dass der Patient sich einer Stammzellentherapie unterzieht. Das sagen chinesische Forscher, die erstmals Typ-2-Diabetes geheilt haben wollen.
Der Patient ist ein 59-jähriger Mann, der 25 Jahre unter Diabetes litt und nach einer Stammzellentherapie im Jahr 2022 ohne Medikamente auskommt, wie die Forscher von drei in Shanghai ansässigen Instituten in der Fachzeitschrift „Cell Discovery“ beschreiben. Es hätte sich um ein Experiment gehandelt – man habe dem Erkrankten künstlich zu insulinproduzierenden Zellen, sogenannten Inselzellen, verändert und transplantiert.
Bei Diabetikern Inselzellen der Bauchspeicheldrüse kaum oder gar kein Insulin – oder es kann nicht verstoffwechselt werden. Der Blutzucker wird dadurch nicht mehr reguliert. Vor der Behandlung habe sich der Mann mehrmals täglich mehrere Insulinspritzen verabreichen müssen, um ein diabetisches Koma zu verhindern. 2017 hatte er eine Nierentransplantation gebraucht und muss seit dem sein Immunsystem medikamentös unterdrücken.
Die Transplantation von künstlich veränderten Stammzellen habe die Fähigkeit des Körpers zur natürlichen Regulierung des Blutzuckers wiederhergestellt. Die Veränderung war im Labor vorgenommen worden: Die Wissenschaftler veränderten die Stammzellen mithilfe eines Chemikaliencocktails in insulinproduzierende Inselzellen. Nach der Transplantation wurde wieder Insulin produziert.
Der deutsche Mediziner Prof. Dr. Stephan Martin ist Chefarzt für Diabetologie und Direktor des Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrums Düsseldorf. Zu dem Durchbruch befragt, äußert er sich vorsichtig bis kritisch: „Ich zweifele stark an, dass der Patient wirklich unter einem Typ-2-Diabetes litt. Das Prozedere deutet eher darauf hin, dass er als junger Mensch einen Typ-1-Diabetes hatte.“
Bei wenigen Patienten seien auch in Deutschland bereits fremde Inselzellen per Gewebespende transplantiert worden. Diese kamen aber aus der Bauchspeicheldrüse von Organspendern. Der Fall aus China sei isoliert zu betrachten: „Hier handelt es sich um einen Einzelfall, solche Therapien müssen zwingend an größeren Gruppen erforscht werden.“
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