Das Rettungsschiff „Lifeline“ mit 230 Migranten und deutschter Besatzung hängt seit Tagen Mittelmeer fest. Die europäischen Häfen verweigern ihr die Einfahrt. Jetzt wird die Lage an Bord lebensbedrohlich.
UPDATE: 26.04.2018, 14:26: Nach einer Focus-Meldung darf das Rettungsschiff “Lifeline” endlich in Malta anlegen. Ein Telefonat des italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte mit dem maltesischen Premierminister Joseph Muscat kam zu dem Ergebnis: “Das Schiff der NGO Lifeline wird in Malta anlegen.”
„Wenn das Wetter schlecht ist, haben wir eine Seenotsituation.“ sagte Grünen-Parlamentarier Manuel Sarrazin, der das Schiff besucht hatte und ergänzt, „Es besteht konkrete Gefahr auch für deutsche Staatsbürger“. Seit Donnerstag wartet die „Lifeline“ mit 230 geflüchteten Afrikanern und 17 deutschen Besatzungsmitgliedern vor Malta auf eine Hafen-Einfuhrgenehmigung. Italien, Malta und Spanien verwehren diese. Malta behauptet, es wäre nicht ihr Zuständigkeitsbereich. Italiens neue Regierung verglich die Hilfsorganisationen mit Schleppern und verweigert die Unterstützung deshalb komplett. Spanien befürchtet, dass ein weiteres Einlenken, das Land zum Rettungshafen Europas machen würde. Schon einmal hatte Spanien ein Schiff einfahren lassen, dass von Italien verweigert wurde. Grundsätzlich wollte das Land sich human zeigen, aber es käme nicht in Frage, „jetzt zur maritimen Rettungsorganisation für ganz Europa zu werden.“
Grünen-Politkerin Luise Amtsberg war ebenfalls an Bord: „Die Situation ist der Horror“ berichtet sie im taz-Interview. „Man kann das Schiff nicht betreten, ohne auf Menschen zu treten. Es ist wahnsinnig heiß, kaum ein Luftzug regt sich. Die Leute sitzen dicht an dicht, manche auf der Reling, weil es so eng ist.“ Die geflüchteten Afrikaner seien vollkommen ausgezerrt. „Die Leute haben keine Reserven mehr. Es gibt auch medizinische Notfälle. Ein Mann hat Wasser in der Lunge, andere haben Knochenbrüche. Vor einigen Tagen ist eine Frau mit einem zehn Monate alten Säugling ins Koma gefallen – sie musste zurückgeholt werden.
Das Rettungschiff ist nicht darauf ausgelegt, die Geflüchteten über einen längeren Zeitraum zu transportieren. Die Besatzung ist dringend darauf angewiesen, in einen Hafen einzulaufen. Lebensmittel neigen sich dem Ende zu. Schiffe anderer Hilfsorganisationen trauen sich nicht mehr, unterstützend hinzu zu fahren, weil sie Angst haben, nicht mehr in den Hafen zurück zu können. Dank einer Entsalzungsanlage gibt es zumindest genug Wasser an Bord. Trotzdem seien die hygienischen Verhältnisse katastrophal. 234 Menschen teilten sich eine Dusche und zwei Toiletten, sagte Amtsberg, „Inzwischen ist die Krätze ausgebrochen. Ich habe einen Säugling mit den juckenden, rötlichen Hautreizungen gesehen.“
Spätestens wenn die Lage für die deutsche Besatzung lebensbedrohlich wird, muss sich auch die Bundesregierung bzw. das Auswertige Amt mit dem Fall auseinandersetzen.
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