Das Online-Geschäft für Lebensmittel boomt dieses Jahr. Deshalb drängt noch 2020 ein neuer E-Food-Händler auf den deutschen Markt: der tschechische Handelsriese Rohlik. Das Angebot wird gefährlich für deutsche Supermärkte. Denn der E-Food-Händler setzt auf ein breites Sortiment und kurze Lieferzeiten – genau wie Edeka und Rewe.
Eigentlich wollte Rohlik erst 2025 nach Deutschland expandieren. Aber während der Corona-Pandemie sind die Umsätze auf dem E-Food-Markt explodiert. Schätzungsweise jeder dritte Verbraucher bestellt seine Lebensmittel inzwischen online. Bestehenden Anbieter wie Rewe, Edeka, Amazon Fresh, GetNow und Picnic konnten der hohen Nachfrage während der Coronakrise kaum gerecht werden. Deswegen drängt nun auch Rohlik auf den deutschen Online-Markt für Lebensmittel.
In anderen Ländern startete Rohlik in kürzester Zeit mit hohem Erfolg durch. Der Lebensmittelriese zeichnet sich durch ein attraktives Konzept aus: An den Standorten werden nicht nur Markenprodukte gesichert, sondern auch Beziehungen zu lokalen Lieferanten aufgebaut. Die Kunden finden in den Online Shops ein breites, qualitatives Angebot mit lokalen Schwerpunkten und Spezialitäten. Gleichzeitig garantiert Rohlik durch einen eigenen Fuhrpark kurze Lieferzeiten. Beobachter des tschechischen Marktes stellten fest: Die Kunden von Rohlik entsprechen der Zielgruppe von Edeka und Rewe. Gerüchteweise baue Rohlik bereits in München seine Infrastruktur aus. Die Eröffnung eines entsprechenden Online Shops wird noch dieses Jahr erwartet.
Rohlik expandiert europaweit. In Budapest startete der E-Food-Händler zu Jahrebeginn unter dem Namen „Kifli“. In Wien wird der Online Shop „Gukerl.at“ ab Oktober verfügbar sein. Rohlik schaffte es im vergangenen Jahr unter die Top 50 der am schnellsten wachsenden Technologieunternehmen in Europa. Im Heimatland Tschechien machte der E-Food-Riese 2019 einen Jahresumsatz von 160 Millionen Euro.
In Deutschland lief das E-Food-Geschäft vor Corona nur sehr träge an. Bis 2019 spielten Lebensmittel-Lieferungen hierzulande nur eine geringe Rolle. Der Marktanteil lag bei einem Prozent. Die beherrschenden Lebensmittel-Händler hatten auch gar kein Interesse daran, das zu ändern. Denn das Online-Geschäft, mit teilweise sehr anspruchsvollen Lieferbedingungen, ist teurer als das Filialgeschäft. Die Gewinnmargen sind entsprechend geringer. Das könnte sich nun mit Corona ändern, vielleicht sogar langfristig. Die Menschen haben neue Bedürfnisse. Letztes Jahr wollte der Kunde noch selbst am Kartoffelsack schnuppern, bevor er ihn mit nach Hause nimmt. Heute wünscht man sich, dass möglichst wenig Menschen ihre Nasen in unsere Lebensmittel stecken.
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