Kunden unter Druck: In der Gastronomie wird Trinkgeld zur Pflicht

In Deutschland sollen Kunden in der Gastronomie künftig immer Trinkgeld geben – und die Gesellschaft streitet darüber, ob das gerechtfertigt oder frech ist. Konkret lautet die Maßnahme, dass alle Besucher bei Kartenzahlungen aktiv dazu aufgefordert wird, Trinkgeld zu geben, und dafür einen speziellen Button zu nutzen. Die Trinkgeldsumme beginnt dabei oft erst ab zehn Prozent.

Das kommt nicht bei allen gut an. Viele Kunden kritisieren die Trinkgeld-Empfehlungen als manipulativ. Und eine ehemalige Kellnerin gesteht: „Ich habe in einem Café gearbeitet, wo wir damit gearbeitet haben. Und ich fand es, um ehrlich zu sein, selbst etwas unangenehm, dass man den Leuten nicht wirklich die freie Wahl überlässt, ob sie jetzt Trinkgeld geben wollen oder nicht.“

Gastronomen verteidigen Maßnahme
Gastronomen, die mit dem System arbeiten, sehen das naturgemäß anders. Die Trinkgeld-Taste könne vor allem im Umgang mit Touristen sehr nützlich sein. Gastronom Lukas Ley führt das aus: „Wir haben den Trinkgeld-Button eingeführt, weil wir gemerkt haben, dass viele Touristen es eben nicht kennen. Seitdem wir den Trinkgeld-Button eingeführt haben, haben wir gemerkt, dass vor allem von Amerikanern, Spaniern und Italienern deutlich mehr Trinkgeld gegeben wird.“

In Deutschland wird erwartet und als höflich angesehen, bei gutem Service ein Trinkgeld zu geben von etwa fünf Prozent bis zehn Prozent des Rechnungsbetrags zu geben. Auch Taxifahrer, Friseure und Hotelangestellte erhalten “Tips“. War der Service nicht zufriedenstellend, verzichtet man in der Regel auf ein Trinkgeld.

Internationale Trinkgeld-Kulturen
In Ländern wie Frankreich, Italien und Spanien ist das Thema so gelöst, dass eine Service-Charge bereits in die Rechnung eingebaut wird. Dennoch ist es üblich, etwas Kleingeld auf dem Tisch zu lassen. In den USA wird Trinkgeld dagegen fast als Pflicht angesehen, meist in einer Höhe von 15 und 20 Prozent des Rechnungsbetrags. Das liegt daran, dass die Kellner oft nur einen Hungerlohn verdienen und eigentlich vom Trinkgeld ihren Lebensunterhalt bestreiten. Nur bei größeren Gruppen ist es mittlerweile verbreitet, dass die Trinkgeldsumme automatisch bestimmt wird.

Kommentare anzeigen

  • In der Speisekarte im Deutschland steht, bzw. muß stehen, daß Mehrwertsteuer und Bedienungsgeld bereits inbegriffen ist. Nur, weil der Besitzer zu geizig ist, jetzt auf die eh total überzogenen Restaurantspreise noch mehr draufzuschlagen, ist total daneben. In Tourikneipen sitzen eh meist Abzocker. Furchtbar, wie Menschen so gierig sein können.
    Die normalen "Kneipen" spüren es schnell, wenn sie gierig werden. Und das ist auch richtig und gut. Sollen sie ruhig pleite gehen.
    Schade um die Kneipenkultur, aber eine logische Folgerung.

  • Bekomme beim Taxifahrt auch selten drinkgeld um wenn dann meistens nur ein paar sent?

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Martin Beier