Immer mehr Beschäftigte müssen mit Kurzarbeit rechnen. Die deutsche Autoindustrie und der Maschinenbau-Sektor bauen um. Experten kündigen parallel dazu eine Rezession an.
Am Wochenende ging die Deutsche Bank in Knie und kündigte an, innerhalb der nächsten zweieinhalb Jahre weltweit 18.000 Stellen abzubauen und sich auf ihre Stärken zu beschränken – das globale Firmenkundengeschäft und stark fokussiertes Investmentbanking. Auch traditionellere Branchen zeigen beunruhigende Entwicklungen.
Kurzarbeit in der Industrie
Der Maschinenbau und die Autoindustrie stellen zunehmend auf Kurzarbeit um. „Die Industrie befindet sich auf Schrumpfkurs“, kommentierte gar der Münchner ifo-Experte Clemens Fuest die aktuelle Entwicklung. Hintergrund: Die Industrie stellte jüngst 24.000 Anzeigen auf Kurzarbeit bei der Bundesagentur und meldete damit entsprechende Produktionsausfälle. Im März gab es bereits über 40.000 Kurzarbeiter, rund 15.000 mehr gegenüber dem Vorjahr. Die neu gestellten Anzeigen übersteigen den Vorjahreswert fast um das Dreifache. Die Industrie schützt sich und ihre Angestellten damit vor Stellenabbau aufgrund von Konjunkturschwankungen und strukturellen Verunsicherungen. Einen großen Anteil des Lohnausfalls übernimmt die Bundesagentur.
Automobilindustrie im Wandel
Für die Kurzarbeitswelle der Industrie, gibt es zwei Erklärungen. Erstens: Insbesondere die Automobilindustrie befindet sich im Wandel: Technologische Entwicklungen, die Digitalisierung, Elektromobilität und Autonomes Fahren stellen tiefgreifende Veränderungen für die Hersteller dar. Die Industrie muss darauf reagieren, die Produktion verändern und die Beschäftigten entsprechend mitnehmen. Die gute Nachricht: Der Gesetzgeber hat darauf mit dem neuen Qualifizierungschancengesetz reagiert. Es ist dieses Jahr in Kraft getreten und eröffnet Unternehmen die Möglichkeit, hohe Weiterbildungszuschüsse zu beantragen.
Experten fürchten Rezession
Die zweite Herausforderung liegt in der Abhängigkeit vom Export. Und der macht gerade schwindelerregende Entwicklungen mit: Zollkonflikte, der Brexit und weltweite Konjunkturschwankungen machen es schwer, positiv in die Zukunft zu blicken. Die Bundesregierung geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt 2019 kaum wachsen wird und rechnet mit einem minimalen Plus von 0,5 Prozent. Die Konjunktur-Experten von Sentix setzen einen oben drauf und bewerten Deutschland mit einem Gesamtindex von minus 4,8. Zum Vergleich: Auf diesem Niveau befand sich die Bundesrepublik zuletzt 2009 – in der Rezession. “Eine Rezession in Deutschland scheint unausweichlich”, ergänzte Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy die düsteren Prognosen. Obwohl der deutsche Export sich aktuell wieder etwas erholt hat, schwebe der Zollstreit wie ein Damoklesschwert über Deutschland, so Hussy. Die deutsche Abhängigkeit vom Export und vom Absatzmarkt China mache sich zunehmend als Bürde bemerkbar.
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