Mittlerweile stellt sich die Frage, wie viele Neuinfektionen pro Tag sich Deutschland leisten kann. Eine Zahl, ab der ein neuerlicher Lockdown notwendig wäre, nennt nun der Weltärztepräsident Montgomery.
Frank Ulrich Montgomery, der Vorsitzende des Weltärztebundes hält in Deutschland einen neuerlichen Lockdown für nötig, wenn die Schwelle an Neuinfektionen von 20.000 am Tag überschritten wird. Gegenüber der „Rheinischen Post“ sagte er, dass bei dieser Zahl die Lage außer Kontrolle gerate. “Dann wäre es für Gesundheitsämter nicht mehr möglich, die Infektionsketten nachzuverfolgen und zu unterbrechen. Dann droht uns ein zweiter Lockdown, weil sich das Virus anders nicht mehr bremsen lässt.”
Zum zweiten Mal in Folge hatte am Morgen das Robert-Koch-Institut mehr als 11.000 Neuinfektionen für Deutschland vermeldet. Insgesamt wurden am Vortag 11.242 neue Fälle durch die Gesundheitsämter erfasst. Den im bayerischen Landkreis Berchtesgaden verhängten lokalen Lockdown lobte der Weltärztepräsident ausdrücklich, denn dieser sei „genau richtig“. Aus seiner Sicht sollten alle Orte in der Bundesrepublik „mit solchen Inzidenzwerte“ so handeln. Binnen sieben Tage war in dem Landkreis die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner auf weit über 250 gestiegen.
Außerdem fordert Montgomery eine Ausweitung der Vorschriften in Bezug auf das Tragen von Mund-Nase-Bedeckungen. “Eine bundesweite Maskenpflicht für alle Schulen, etwa ab Klasse drei, kann helfen, Schulschließungen zu verhindern.” Eine Maskenpflicht gilt momentan in der Regel erst an weiterführenden Schulen. Gleichzeitig sagte Montgomery, dass eine mögliche Impfung gegen das neuartige Coronavirus kein Allheilmittel sei.
Auch könne es im Anschluss daran auch noch „zwei, drei Jahre dauern“ bis die gesamte Bevölkerung geimpft sei. Es gebe „weder genug Dosen noch genug Personal“ um eine Impfung aller auf einen Schlag durchzuführen. “Wir müssen noch über Jahre mit dem Virus leben und damit umgehen: Abstand halten, Hände waschen, Masken tragen”, resümierte Montgomery. Auch 2021 werde es daher aus seiner Sicht keinen normalen Sommerurlaub geben.
Bislang wurden in Deutschland insgesamt 403.291 Corona-Infektionen registriert. Um 49 erhöhte sich die Zahl der Menschen, die mit oder an dem Virus gestorben sind. Insgesamt sind es nunmehr 9.954. Hingegen gelten 310.200 Menschen als genesen. Die Entwicklung in Deutschland ist trotz des kräftigen Anstiegs weniger rasant als in vielen der Nachbarstaaten. Das Virus breitet sich zum Beispiel in Frankreich immer stärker aus. Dort hat das Gesundheitsministerium mit 41.622 Neuinfektionen an einem Tag einen neuen Höchstwert vermeldet.
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