Nur zaghaft zeigen die verschärften Corona-Auflagen in Deutschland Wirkung. Beim Fallaufkommen liegen hunderte Regionen weiterhin erheblich über der Obergrenze. Erfolge gibt es lediglich in einigen Regionen im Norden.
Seit mehr als drei Wochen ist der November-Lockdown bereits in Kraft, aber die Fallzahlen gehen kaum zurück. Knapp 91 Prozent der 412 Städte, Bezirke und Kreise liegen derzeit über der Obergrenze. Nach jüngsten Daten des Robert-Koch-Instituts liegen insgesamt 374 Regionen über dem Limit von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner über einen Zeitraum von sieben Tagen.
Auf die kommende Weihnachtszeit und die Zeit bis in das nächste Frühjahr werfen diese Zahlen dunkle Schatten. Es gibt vor dem Corona-Krisengipfel von Bund und Ländern am kommenden Mittwoch keine Entwarnung. Bei den Fallzahlen liegen einige Landstriche teils um ein Vielfaches über dem vereinbarten Limit. Wenn man allein nach den Grenzwerten gehen würde, dann müssten in vielen Städten und Kreisen schon jetzt viel härtere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gelten. Eine Trendwende ist bei der Inzidenz nicht zu erkennen.
Selbst energische Einschränkungen können das Fallaufkommen oft nicht rasch unter 50 drücken können, wie der Blick auf das Berchtesgadener Land zeigt. Bereits seit Mitte Oktober gelten in der Region im Grenzgebiet zu Österreich verschärfte Maßnahmen. Dazu gehören Ausgangsbeschränkungen und gravierende Folgen für die Wirtschaft. Mit aktuell 156,7 hat sich die Sieben-Tage-Inzidenz zwar halbiert, ist aber immer noch weit vom Limit entfernt.
Doch gibt es inzwischen auch Lichtblicke. Bundesweit steigt die Zahl der Neuinfektionen nicht mehr so stark. Zumindest ist die exponentielle Ausbreitung seit der Einführung der Maßnahmen gebremst worden. Die Landesbehörden haben in der Summe im Vergleich zur Vorwoche weniger Neuinfektionen gemeldet. Nach 131.000 waren es nun noch 128.000. Dies ist der erste Rückgang seit Anfang September.
Einzelne Nord-Regionen mit niedrigen Werten
Das Fallaufkommen schwächt sich in einigen Bundesländern tendenziell ab. Das Gefälle dabei ist auffällig. So scheinen die Aufrufe nach Kontaktbeschränkungen und die Einhaltung der AHA+L-Regeln im Norden besser zu funktionieren als im Süden und Westen. In einigen Regionen im Norden sowie Osten sind die Inzidenzwerte auffallend niedrig. Unter der Obergrenze liegen momentan Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Derzeit weist der Kreis Schleswig-Flensburg die niedrigste Sieben-Tage-Inzidenz auf. Lediglich sieben Neuinfektionen haben die Gesundheitsämter dort in den vergangenen sieben Tagen je 100.000 Einwohner an das RKI gemeldet. Aber auch die Kreise Plön (12,4) und Rendsburg-Eckernförde (23,3) liegen unter dem Wert von 25 bei der Sieben-Tage-Inzidenz. Für die Experten vor Ort ist es nicht leicht zu erklären, warum diese Regionen bei den Neuansteckungen bundesweit so gut dastehen.
Der Leiter des Gesundheitsamts im Kreis Plön sagt dazu: “Wir sind eine ländliche, nicht so dicht besiedelte Region”. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können wegen der geringen Fallzahlen noch ganz genau bei der Kontaktnachverfolgung hinschauen. “Das spielt sicherlich beides eine Rolle”, sagte er. “Aber ansonsten haben wir bisher einfach wahnsinnig Glück gehabt.”
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