Nachdem die Bewohner an der süditalienischen Mittelmeerküste ein weiteres Wochenende mit schweren Erdbeben aushalten mussten, währenddessen sie in Panik auf die Straßen geflohen waren, haben die italienischen Behörden jetzt endlich die Konsequenz gezogen. Der Bereich um die Millionenstadt Neapel, der an den Supervulkan in den Phlegräischen Feldern angrenzt, soll jetzt evakuiert werden. Mehr als 500.000 Menschen sollen vorläufig von den Räumungsplänen betroffen sein, aber diese Anzahl könnte sich im Falle eines Vulkanausbruchs beträchtlich vergrößern.
Gefahr von Zusammenbruch
Am gestrigen Tag hat der italienische Minister für Zivilschutz den Mobilmachungszustand für die betroffene Region ausgerufen. Damit wurde veranlasst, dass der Katastrophenschutz aktiviert wurde und Rettungskräfte aus dem gesamten Land in das Gebiet geschickt werden. Die italienischen Behörden betonen jedoch, dass es sich bei den Vorbereitungen nur um Vorsichtsmaßnahmen handelt, die nichts mit der Gefahr eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs zu tun haben. Dahingegen besteht eine erhöhte Gefahr, dass die Gebäude in der Provinz rund um den Supervulkan aufgrund von immer stärker werdenden Erdbeben zusammenbrechen und die Bevölkerung unter den Trümmern begraben wird. Deshalb sollen rund 500.000 der Anwohner in anderen Provinzen untergebracht werden. Der gesamte südliche Mittelmeerraum wird schon seit Wochen von Erdbeben erschüttert, die bis zu 4,4 Punkte auf der Richterskala erreichen. Die Behörden weisen darauf hin, dass bereits in den 80er Jahren eine ähnliche Reihe von Erdbeben die Gegend heimgesucht hatte, ohne dass dies in einem Vulkanausbruch resultiert hatte.
Wissenschaftler zutiefst besorgt
Vulkanologen und Erdbebenforscher sind jedoch zutiefst besorgt über die augenblickliche Situation in den Phlegräischen Feldern. Sie weisen auf extrem hohe Gasaustritte hin, die sogar in der Untergrundbahn in Neapel wahrgenommen werden können. Auch die Wassertemperatur im Mittelmeerraum hat sich drastisch erhöht und Fischer berichten von Fängen, die bereits gekocht im Netz landen. Gemeinsam mit Hunderten von tagtäglichen Erdbeben bilden diese Gegebenheiten ein Bild von einem unmittelbar bevorstehenden Supervulkanausbruch, der nicht nur den Mittelmeerraum, sondern ganz Europa beeinträchtigen könnte. Nach Angaben der Forscher, die sich auf die Phlegräischen Felder spezialisiert und die Entwicklung dort über Jahrzehnte hinweg verfolgt haben, sind die augenblicklichen Evakuierungsmaßnahmen nicht weitreichend genug und sollten unter anderem auch die Großstadt Neapel mit etwa einer Million Einwohner einbeziehen.