Ein leicht angestaubtes Image trugen die Läden von Mister Minit in den Bahnhöfen und Einkaufszentren schon länger. Seine Glanzzeiten hat der Schuhreparatur- und Schlüsseldienst schon lange hinter sich, als es zur Corona-Krise kam.
Dass es aber nun zu so einem schnellen Aus der deutschen Aktivitäten kam, hatte niemand erwartet. Es sah auch nach der Insolvenz im ersten Lockdown lange so aus, als sei die Sanierung möglich. Doch nun ist die Pandemie der Todesstoß für das Unternehmen. Der Geschäftsbetrieb der noch verbliebenen 116 Shops mit rund 250 Mitarbeitern werden „unmittelbar eingestellt“, so der von der Kanzlei Brinkmann & Partner stammende Sanierungsexperte Christoph Enkler.
Es sah lange Zeit so aus, dass das Unternehmen durch das Schrumpfungsprogramm der letzten Monate noch gerettet werden könnte. Auch ein Käufer stand schon bereit, doch sei der Bewerber, der aus der Reihe der ehemaligen Eigner stammte, abgesprungen. Der Vertrag sei nicht vollzogen und die Übernahme durch den Käufer verweigert worden, so der Insolvenzverwalter. Rechtliche Schritte werden durch die Eigenverwaltung und den Sachwalter geprüft.
Helfen wird dies den Beschäftigten und Partnern nicht. „Dies ist ein bitterer Moment für die Belegschaft, die Gläubiger und alle Beteiligten“, sagte Sachwalter Gregor Bräuer: „Die durch den überraschenden Rückzug des Investors geschaffene Faktenlage ist nicht umkehrbar.“
Die Liquiditätslage wird bei der Minit Service GmbH durch den Lockdown täglich bedrohlicher. Somit liege das Interesse möglicher Käufer bei null und das Unternehmen werde nun abgewickelt.
Die Sanierung hingegen war nach den Worten der Eigenverwaltung weit fortgeschritten. Dazu sollten unrentable Shops geschlossen, ein Personalkonzept umgesetzt und die Mietkonditionen neu verhandelt werden.
Mister Minit verfügte in seinen besten Zeiten über ein umfangreiches Netz
Die Firma Mister Minit war 1957 in Belgien gegründet worden und verfügte lange Zeit über ein umfangreiches Netz. 2007 gab es weltweit noch 2.060 Filialen, allein 1.200 in Europa. Angeboten wurden auch Foto-Services, Stempeldienste und die Anfertigung von Kfz-Kennzeichen. Ende der 90er-Jahre erwarb dann UBS Capital das risikoarme Geschäfte mit stetigem Geldfluss.
Lange Zeit galt das Unternehmen in Deutschland als eine der größten Franchiseketten. Der Umsatz lag so zum Bespiel im Geschäftsjahr 2003/2004 bei 271,7 Millionen Euro und einem Betriebsgewinn von rund 17 Millionen Euro. Ein Jahr später wurde das Unternehmen an den Finanzinvestor CVC Capital Partners veräußert. Das eigene Management hat die Eigentümerschaft kurz darauf übernommen.
Allerdings verlief die Anpassung an veränderte Marktverhältnisse in den letzten Jahren nicht mehr reibungslos. Der Verlust betrug im Jahre 2018/2019 dann schon vier Millionen Euro. Der rückläufige Markt an Schuhreparaturen wurde vom Management als Grund angegeben.
Da Schuhe immer günstiger wurden, betrachteten viele Kunden eine Reparatur als nicht mehr lohnenswert. Das Geschäft in Deutschland war schlussendlich so geschwächt, dass es der Corona-Krise nicht widerstehen konnte.
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