Mordfall Lübcke: Person in polizeilicher Gewahrsam

Am Samstag nahm die Polizei eine Person in Gewahrsam, die im Zusammenhang mit dem Mord an CDU-Politiker Walter Lübcke stehen soll.

Knapp eine Woche nachdem der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke (CDU) tot auf seinem Grundstück gefunden wurde, hat die Polizei eine Person in Gewahrsam genommen. Am Samstag-Nachmittag wurde die beschuldigte Person von den Ermittlern verhört. Bis der Anfangsverdacht erhärtet oder entkräftet werden kann, wollten sich Polizei und Staatsanwaltschaft, “zum Schutz dieser Person und um Vorverurteilungen vorzubeugen”, noch nicht weiter äußern.

UPDATE: 09.06.2019: Am frühen Sonntagmorgen wurde die Person wieder freigelassen, weil es keine Anhaltspunkte gab, “die eine Tatausführung beziehungsweise eine Tatbeteiligung” stützen, so ein Sprecher des LKA.

Widersprüchliche Aussagen am Samstagabend
Gegenüber der Deutschen Presseagentur hatte ein Sprecher der Polizei am Samstag gesagt, die Person könne noch nicht als verdächtig bezeichnet werden. Die BILD-Zeitung zitierte einen Sprecher des LKA, der von einem „Tatverdacht“ sprach. Derzeit werde geprüft, ob sich die Indizien gegen die in Gewahrsam genommene Person verhärten, erst dann werde ggf. ein Haftbefehl beantragt. Die “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (FAZ) berichtete aus Ermittlerkreisen, dass es sich bei der Person, um einen jungen Mann aus dem persönlichen Umfeld des Politikers handeln solle. Die Auswertung der Mobilfunkdaten und weitere Anhaltspunkte hätten die Ermittler zur Zielperson geführt. Demnach habe man den Mann unter dringendem Tatverdacht festgenommen. Offiziell wurde diese Aussage nicht bestätigt. Laut Polizeisprecher wurde die betroffene Person lediglich “mit dem Ziel der Informationsgewinnung” in Gewahrsam genommen.

Nach einer provokativen, politischen Aussage im Zusammenhang mit einer Flüchtlingsunterkunft in Hessen war Lübcke in der Vergangenheit von Rechtsextremisten bedroht worden. Die Polizei betonte jedoch mehrfach, dass es bisher keine Hinweise gebe, die auf einen rechtsextremistischen Hintergrund hindeuten. Laut FAZ habe man sich seit Dienstag verstärkt auf das private Umfeld des Politikers konzentriert.

Schuss aus nächster Nähe
Der 65-jährige CDU-Politiker Walter Lübcke wurde am 2. Juni tot auf seiner Terrasse in Wolfhagen-Istha bei Kassel gefunden. Die Untersuchung der Leiche ergab, dass Lübcke durch einen Kopfschuss aus nächster Nähe erschossen wurde. Zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt soll ein Stadtfest gelärmt haben, weswegen vermutlich niemand den tödlichen Schuss hörte.

Polizei geht über 150 Hinweisen nach
Die Ermittlungen laufen seither auf Hochtouren. Die Umgebung um den Tatort wurde weiträumig, intensiv und tagelang durchsucht. In der TV-Sendung „Aktenzeichen XY“ wurde um Hinweise aus der Bevölkerung gebeten. Bis Samstag sollen über 150 Hinweise zu den möglichen Umständen um den Tod des Politikers eingegangen sein. Dies bestätigte die Staatsanwaltschaft Kassel und die mit dem Fall betraute Soko der Polizei.

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Sara Breitner