Noch kein Corona-Impfstoff für Kinder in Sicht

Experten befürchten, dass es noch sehr lange dauern wird, bis ein Impfstoff gegen Sars-CoV-2 für Kinder entwickelt ist. Denn Studien mit Kindern gibt es noch gar nicht.

Weltweit werden Impfstoffe gegen Sars-CoV-2 entwickelt. Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) zählt rund 200 COVID-19-Impfstoffprojekte auf der ganzen Welt. Einige Vakzine werden bereits an Menschen getestet – an Erwachsenen. Für Kinder ist noch keine Impfung in Sicht.

Dr. Evan Anderson, Kinderarzt am Krankenhaus Children’s Healthcare of Atlanta äußerte gegenüber der „New York Times“ Sorgen, dass noch bis zu Beginn des nächsten Schuljahres 2021/22 kein Impfstoff für Kinder zur Verfügung stehen werde, dass also auch im Herbst 2021 Kinder nicht gegen Sars-CoV-2 geimpft werden können.

Das „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ befragte Prof. Hans-Iko Huppertz, den Generalsekretär der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ), nach seiner Einschätzung. Huppertz erklärte, dass neue Medikamente zunächst an Erwachsenen ausprobiert würden, bis ausgeschlossen werden könne, dass schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten. Man gehe davon, dass Erwachsene mit unerwünschten Nebenwirkungen besser fertig würden. Kinder dagegen hätten ein noch unausgebildetes Immunsystem.

„Braucht es überhaupt einen Kinderimpfstoff gegen Sars-CoV-2?”

Huppertz ist sich darüber bewusst, dass manche Menschen hinterfragen, ob ein Kinderimpfstoff überhaupt notwendig sei, da diese geringer anfällig seien für schwere Verläufe. Auch ihre Rolle als Infektionsträger ist umstritten. “Man kann sich natürlich fragen: Braucht es überhaupt einen Kinderimpfstoff gegen Sars-CoV-2?” wiederholt der Kinderarzt die Frage und antwortet selbst: “Ich denke schon.” Er sieht es kritisch, dass Kinder vielfach noch nicht als Patienten im Zusammenhang mit Sars-CoV-2 wahrgenommen würden. Schließlich gebe es Kinder, die aufgrund einer Vorerkrankung gefährdet seien sowie Kinder, die im Verlauf einer Corona-Infektion an PIMS (Paediatric Inflammatory Multisystem Syndrome) bzw. MIS-C (Multisystem Inflammatory Syndrome in Children) erkranken. Diese Ganzkörper-Entzündungssymptomatik zeigt sich in Form von Fieber, dass gemeinsam mit zwei oder mehr Symptomen wie Hautausschlägen und Bindehautentzündung, chronisch niedrigem Blutdruck oder Schock, einer Funktionsstörung oder Entzündung des Herzens, Blutgerinnungsstörungen oder Magen-Darm-Beschwerden auftritt. Beobachtet wurde PIMS bei Kindern jeder Altersklasse. Die Mortalitätsrate gilt als niedrig, allerdings gibt es Studien die darauf hindeuten, dass die Entzündungskrankheit Langzeitschäden am Herzen verursachen könne.
Forscher in verschiedenen Kontinenten hatten dieses Jahr einen Zusammenhang zwischen der Kinderkrankheit und Sars-CoV-2 entdeckt. Bis jetzt gibt es jedoch wenig Studien oder Erkenntnisse über das Zusammenspiel von einer Corona-Infektion und PIMS.

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Martin Beier