Seit diesem Wochenende müssen sich in Berlin und anderen Städten Nachtschwärmer und Kneipengänger auf Sperrstunden einstellen. Der Berliner Senat hatte wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen am vergangenen Dienstag beschlossen, künftig zwischen 23 und 6 Uhr Restaurants, Bars, Kneipen und die meisten Geschäfte geschlossen zu halten. Zwar dürfen im gleichen Zeitraum Tankstellen geöffnet haben, aber Alkohol verkaufen dürfen sie dabei nicht.
Nach Senatsangaben gilt diese neue Regelung, die bei der Eindämmung der Pandemie helfen soll, seit Samstag um 0 Uhr. Somit mussten die Gastwirte am Freitag bereits um Mitternacht die Geschäfte schließen und durften diese dann erst am Samstagmorgen um 6 Uhr wieder öffnen. Wie festgelegt, gilt die Sperrstunde nunmehr seit Samstag 23 Uhr. Doch kommt nun immer mehr die Frage auf, ob diese Sperrstunden-Regelung überhaupt dazu geeignet ist, das Coronavirus auch tatsächlich einzudämmen. Deutliche Kritik an dieser Maßnahme kam erwartungsgemäß von den Gastronomen der Hauptstadt. Aber auch der Epidemiologe Gérard Krause ist nicht überzeugt davon, dass diese Maßnahme zielführend ist.
Kampf gegen Corona-Pandemie! Darum ist eine Sperrstunde nicht zielführend
“Ich bin da etwas hin- und hergerissen. Wenn man Betriebszeiten grundsätzlich kürzt, dann bedeutet das ja, dass mehr Kunden in einer kürzeren Zeit zusammenkommen könnten. Auf der anderen Seite kann es helfen zu vermeiden, dass die Menschen durch Alkoholkonsum enthemmt auf engsten Räumen die Hygieneregeln vernachlässigen”, warnt Krause im Interview mit “Spiegel Online”. Die Sperrstunde sei aus epidemiologischer Sicht daher kein sinnvolles Instrument. Der leitende Epidemiologie des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung sieht andere Maßnahmen als sinnvoller an. Eine Diskussion über Alkohol- und Übernachtungsverbote sowie Ausgangsperren lenken eigentlich nur vom Schutz der eigentlichen Risikogruppen ab.
Schutz der Risikogruppe und Abmildern von Schäden sollte oberste Priorität haben
“Wir wissen inzwischen, dass die allermeisten jungen Menschen ohne Risikofaktoren eine Infektion mit Sars-CoV-2 gut überstehen. Alte Menschen hingegen haben ein zigfach höheres Risiko, an dieser Infektion zu sterben”, zitiert „Spiegel Online“ Gérard Krause. “Aus epidemiologischer Sicht müssen wir also auf diese Personengruppen unseren Fokus legen und sie bestmöglich schützen. Die Bewältigung der Pandemie entscheidet sich in den Altenheimen und nicht in den Klassenräumen der Schulen oder den Foyers der Hotels.”
Man müsse aus der Sicht von Krause einfach dafür sorgen, dass Personen aus den verschiedenen Risikogruppen besser geschützt werden, gleichzeitig aber auch an der Gesellschaft teilhaben können. “Die Pandemie im wörtlichen Sinne zu stoppen, ist nach meiner Einschätzung schlicht nicht möglich”, so der Epidemiologe weiter. “Das Virus ist doch schon überall.” Ziel müsse es daher sein, sowohl die gesellschaftlichen wie auch die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schäden zu begrenzen.
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