Politische Untätigkeit bei Impfstoffen wird zu weiteren Lockdowns führen

Auf den Impfstoff hoffen alle, doch warten müssen werden die meisten Deutschen noch bis Dezember 2021. Denn die Kanzlerin hat die Verhandlungen der EU überlassen, die sich dann verkauft hat.  

Laut einer Umfrage sind sich 30 Prozent der Deutschen bislang unschlüssig, ob sie eine Impfung gegen das Coronavirus vornehmen lassen wollen. Ein Verhaltensökonom schätz diesen Wert in der „Frankfurter Allgemeinen“ gar auf 70 Prozent. Nun könnte man egoistisch sein und sagen, je mehr Impfskeptiker es gibt, umso eher ist man selbst an der Reihe. Andererseits steht die Frage zu Recht im Raum, wie man mit Zweifeln und Ängsten umgeht und nicht doch lieber wartet und schaut, wie andere die Impfung vertragen.

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45 Millionen Menschen sollen erst ab Dezember 2021 geimpft werden

Wann man mit einer Impfung an der Reihe ist, kann man auf einem Schaubild des Deutschen Städte- und Gemeindebundes nachschauen. Dort ist die Dringlichkeit anschaulich dargestellt. Die ersten sind die Alten und das Klinikpersonal. Als nächstes folgen dann Asylbewerber und Obdachlose sowie Feuerwehrleute, Polizisten, Lehrer und alle anderen, die die Bundesrepublik am Laufen halten. Erst ganz am Ende folgt dann der gemeine Bürger.

Die Dringlichkeitsgruppen wurden inzwischen auf drei zusammengeschrumpft. So werden letztendlich Menschen ohne Vorerkrankungen oder gesellschaftlichen Nutzen voraussichtlich im Dezember 2021 geimpft. Wörtlich heißt es dazu: “Risiko niedrig. 45 Millionen Menschen. Ab Dezember 2021”.

Zu wenige Impfdosen für Herdenimmunität

Vermutlich ist den meisten Deutschen nicht klar, dass es noch sehr lange dauern wird, bis man wieder sorglos leben kann. Es ist zu hören, dass sich die EU insgesamt 1,3 Milliarden Dosen des Vakzins von Biontech gesichert hat. Viele denken nun, sie müssen noch bis März durchhalten und dann können sie wieder wie gewohnt leben.

Doch wird es dazu nicht kommen. Denn auch wenn die Impfzentren fertig und das Personal einsatzbereit sind, fehlt noch immer der Impfstoff selbst. Um das Virus auszubremsen, werden 60 bis 70 Prozent der Deutschen geimpft sein müssen. Da es zwei Impfungen pro Patient braucht, sind 100 bis 120 Millionen Dosen notwendig. Aber bis März steht mit 12 Millionen nur ein Bruchteil davon zur Verfügung. Bis August folgen dann weiter 50 Millionen, das ist aber noch immer zu wenig.

Brüssel hat falsch gesetzt

Der „Spiegel“ hat das Drama um den Impfstoff im Detail nachgezeichnet. Das bedeutet, dass es noch drei Lockdowns bedarf, um die Situation in Deutschland unter Kontrolle zu bringen. In der selben Zeit sind sowohl in den USA als auch in Kanada die Menschen komplett durchgeimpft. In diese Lage ist Deutschland geraten, weil man den Einkauf der immens wichtigen Impfstoffe der EU überlassen hat. Doch in Brüssel hat man falsch entschieden. Man bevorzugte die Wirkstoffe von Sanofi und AstraZeneca. Doch sind diese Vakzine noch in der Entwicklung, Biontech und Moderna hingegen liefern bereits aus. Diese hat man allerdings auf Distanz gehalten.

Wie der „Spiegel“ berichtet, hätte es bis zu 500 Millionen Dosen von Biontech und weitere 300 Millionen von Monderna geben können. Dies hätte für ganz Europa anfänglich gereicht, doch wurde das Angebot ausgeschlagen.

Trump organisierte genug Impfstoff, Merkel blieb untätig

Mittlerweile zeigt sich, dass der für sein miserables Krisenmanagement viel geschmähte US-Präsident ausreichend Vakzin für die USA gesichert hat, doch die allseits gelobte Bundeskanzlerin Merkel untätig blieb. Es bleibt nur die Frage, was in den vergangenen Monaten von der Kanzlerin unternommen worden ist, außer auf die steigenden Zahlen zu schauen. Eine so kluge Frau kann in so einer wichtigen Frage zur Sicherheit der Nation nicht so danebenliegen. Es liegt nahe, dass dies zwangsläufig dabei herauskommt, wenn man es zu sehr verinnerlicht, als Deutsche vor allem gute Europäer sein zu müssen und die eigenen Interessen hintenanstellt.

Immerhin hat der UN-Generalsekretär António Guterres den Deutschen in Sachen Impfstoffpolitik zur Selbstlosigkeit gratuliert. Die Bereitschaft, den Kleinen und Schwachen zu helfen, sei hervorragend, sagte er bei einer Feierstunde im Bundestag. Doch wird sich am Ende zeigen, ob die Auszeichnung des Moralweltmeisters die Nachteile der Impfstoffversorgung aufwiegen wird. Denn letztendlich können die Menschen furchtbar selbstsüchtig sein, wenn es um das Thema sterben geht.

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Martin Beier