Drosten-Gegenspieler Hendrik Streeck machte mit der Heinsberg-Studie auf sich aufmerksam und sprach sich gegen die Corona-Maßnahmen aus. Hinter seinen Worten soll eine PR-Agentur stecken und deren Auftraggeber sei zunächst verschleiert worden. Der PR-Rat hat ein Prüfverfahren eingeleitet. Es droht eine Mahnung.
Der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) prüft das Vorgehen der Agentur “Storymachine”. Dabei geht es um das „Heinsberg-Protokoll“, eine Kampagne zur Öffentlichkeitsarbeit über die Heinsbergstudie. Die Corona-Studie um den Bonner Virologen Hendrik Streeck feuerte die Diskussion an, ob die Corona-Maßnahmen schnellst möglich zurückgefahren werden sollten.
Streeck veröffentlichte Zwischenergebnisse wonach 15 Prozent der Bevölkerung im Corona-Hotspot Heinsberg bereits eine Immunität gegen Covid-19 ausgebildet hätten. Demnach betrage die Letalität, also die Sterblichkeit unter den Infizierten, nur 0,37 Prozent. Der Berliner Virologe Christian Drosten hatte die wissenschaftlichen Genauigkeit der Ergebnisse in Frage gestellt, weil es sich um Zwischenergebnisse handelte, deren Hintergrund nicht veröffentlicht wurde. Die Agentur “Storymachine” begleitete Streecks Fortschungsarbeiten und unterstützte die medienwirksame Veröffentlichung seiner Ergebnisse.
Für die DRPR ist unklar, ob “Storymachine” rechtzeitig klargestellt habe, wer hinter der Medienkampagne um die Heinsberg-Studie steckt. Außerdem sei in einigen Publikationen nicht klar zwischen PR und Journalismus unterschieden worden. Das heißt, bei Veröffentlichungen aus der Feder von “Storymachine” war nicht immer transparent, ob es sich um meinungsbildende Inhalte oder sachlich recherchierten Journalismus handelte.
Inzwischen ist bekannt, dass die „Gries Deco Company“, die Muttergesellschaft der Deko-Handelskette „Depot“ sowie die „Deutsche Glasfaser“ das Medienprojekt mitfinanzierten.
Christian Gries, Firmeninhaber der „Gries Deco Company“ erklärte, man habe das Projekt unterstützt mit dem Ziel “wissenschaftliche Studien in Zeiten wie dieser transparent zu dokumentieren.” Es sei nicht darum gegangen, die Meinung zu den Corona-Maßnahmen zu beeinflussen. Die „Gries Deco Company“ war allerdings direkt von den Corona-Maßnahmen betroffen, da ihre Filialen schließen mussten.
Die „Deutsche Glasfaser“ besitzt in Heinsberg einen wichtigen Bürostandort. Daher habe man „nicht lange gezögert“ die Öffentlichkeitsarbeit um die lokalen Forschungen zu unterstützen. Der Internetanbieter will als Teil der international agierenden Netzbetreiber “EQT” und “Omers” über sieben Milliarden Euro in den Ausbau von Hochgeschwindigkeits-Internetinfrastruktur investieren. Auch die Bautätigkeiten im Glasfaser-Ausbau sind von den Arbeitnehmerschutz-Maßnahmen um die Corona-Krise beeinträchtigt.
Dem Wirtschaftsmagazin „Capital“ liegt das Konzept des Projekts „Heinsberg-Protokoll“ vor. Die Reporter des Magazins konnten darin keine „journalistische Herangehensweise“ erkennen. Das Papier sei kein Konzept einer sachlichen Dokumentation, sondern lese sich wie eine klassische PR-Kampagne, die eine schrittweise und zielgerichtete Inszenierung der Geschichte plane – um ein „Wissen“ zu schaffen, mit dessen Hilfe sich ein „Weg zurück zur Normalität“ finden lasse.
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