In seinem Haus fand man die Leiche des Priesters – erstickt an einem Kruzifix, das ihm jemand in die Kehle gestoßen hatte. Der Täter handelte mutmaßlich aus Rache wegen sexuellen Missbrauchs.
Frankreich: Der 19 jährige Alexandre V. steht wegen Folter, Mord und Widerstand gegen die Staatsgewalt vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, am 4. November den katholischen Priester Roger Matassoli gefoltert und ermordet zu haben.
Matassoli Leiche wurde vor wenigen Wochen in seinem Haus vorgefunden – erstickt an einem Kruzifix, das ihm jemand in die Kehle gestoßen hatte. Die Leiche trug außerdem Spuren von stumpfer Gewalt. Das gerichtsmedizinische Gutachten ergab, dass Matassoli Schläge gegen Kopf und Körper erlitten hatte. Der mutmaßliche Täter war am selben Tag von der Gendarmerie ohne Führerschein am Steuer eines Auto erwischt worden. Als sein Vater davon erfuhr, ahnte er, dass Etwas geschehen war, fuhr zum Haus des Priesters und entdeckte schließlich Matassolis Leiche.
Alexandre wurde zunächst in eine psychiatrische Spezialklinik übergeben, weil er sich in einem Delirium-artigen psychischen Zustand befand. Wegen seiner Psychose wurde Alexandre erst jetzt der Prozess eröffnet. Der 19-Jährige behauptet, er könne sich nicht an die Tat erinnern und macht von seinem Recht Gebraucht, zu den Vorwürfen zu schweigen.
Sexueller Missbrauch über Generationen hinweg?
Täter und Opfer kannten sich. Alexandre war einer von mehreren Männern, die dem Priester sexuellen Missbrauch vorwarfen. Zwischen 1960 und 2000 soll Matassoli sich an mindestens vier Jungen vergriffen haben. Der Vater des mutmaßlichen Täters war einer von ihnen. Gegenüber einer französischen Zeitung berichtete dieser: Er sei von dem Priester als Junge missbraucht und als Erwachsener beeinflusst worden. Später habe Matassoli auch Alexandre missbraucht. Unter anderem habe der Katholik den Jungen gezwungen, sein Haus nackt zu putzen. Die ganze Familie sei durch Matassolis Missbrauch zerstört worden. Alexandres Großvater habe Suizid begangen, nachdem er von den Vorwürfen erfahren hatte.
Matassoli blieb trotz Ruhestand und Vorwürfen im Dienst
Nach dem der Tote gefunden worden war, beteuert der zuständige Erzbischof Jacques Benoit-Gonnin, man habe nach Lautwerden der Vorwürfe, Maßnahmen ergriffen, um Matassoli vom öffentlichen Dienst zu entfernen. Auf Rückfragen gab Benoit-Gonnin jedoch zu, dass Matassoli erst 2018 aus dem Dienst entlassen wurde. Zwar habe er nach 2009 keine direkten Kirchenaufgaben mehr wahrgenommen, dies war jedoch darauf zurückzuführen, dass in diesem Jahr Matassolis Ruhestand regulär einsetzte. Juristisch wurden die Vorwürfe nie aufgearbeitet.
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