Russlands Präsident Wladimir Putin verkündete die Zulassung des „weltweit ersten Corona-Impfstoffes“. Seine Tochter soll bereits geimpft worden sein. Deutsche Mediziner sind skeptisch.
In Russland wurde der Impfstoff “Gam-Covid-Vac Lyo” zugelassen, der gegen das neue Coronavirus Sars-Cov-2 wirksam sein soll. „Ich weiß, dass er wirksam ist, dass er eine dauerhafte Immunität gibt“, verkündete Wladimir Putin und betonte, dass der Impfstoff, der auch „Sputnik V“ genannt wird, „alle erforderlichen Prüfungen bestanden” habe. Eine der Töchter des Präsidenten sei bereits geimpft worden. Im Oktober sollen Massen-Impfungen stattfinden.
Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit bemängelte, dass keine Daten zu dem russischen Impfstoff publiziert worden wären. Auch der Berliner Epidemiologe Dr. Timo Ulrichs äußerte sich skeptisch und bezeichnete die schnelle Entwicklung als „etwas übers Knie gebrochen”. Um verlässliche Daten zu erhalten, müssten erst größere Studien in der sogenannten Phase 3 durchgeführt werden, erklärte der Experte vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie gegenüber n-tv.
Gam-Covid-Vac Lyo wäre damit nicht nur der erste Impfstoff gegen Covid-19 sondern auch der am schnellsten entwickelte Impfstoff aller Zeiten. Normalerweise vergehen Jahre oder sogar Jahrzehnte bis Impfstoffe entwickelt werden und alle Testphasen durchstanden haben. Die ersten Phasen verlaufen mittlerweile schneller, da man abgeschwächte Viren bereits erfolgreicher Impfungen als Basis verwenden kann und diese quasi mit DNA und Antigenen der Wahl ausstattet. Der bisher am schnellsten entwickelte Impfstoff, der sich als wirksam erweisen konnte, war ein Präparat gegen Ebola-Viren. Aufgrund der hohen Sterblichkeit von mehr als 50 Prozent hatten Forscher hierbei im Eilverfahren binnen 18 Monaten einen Impfstoff entwickelt. Optimistische Wissenschaftler rechnen damit, das Verfahren auf 12 Monate zu verkürzen.
In Europa wird die Impfstoff-Forschung von der EMA (European Agency for the Evaluation of Medicinal Products) strengstens überwacht. In Nordamerika tut dies die FDA (Food and Drug Administration). Zu den Kriterien einer sicheren Impfstoffentwicklung zählt die Phase 3 mit mehreren tausend Probanden. Einen Impfstoff in zwei Monaten zu entwickeln, wie bei dem russischen Präparat offenbar geschehen, lässt sich kaum mit europäischen oder nordamerikanischen Kriterien für eine Impfstoff-Entwicklung vereinbaren.
Weltweit forschen führende Pharma-Unternehmen an einem Impfstoff gegen Sars-Cov-2. Auch in Deutschland ist man optimistisch, bald einen Impfstoff auf den Markt zu bringen. Das Mainzer Biopharma-Unternehmen Biontech hat gemeinsam mit US-Partner Pfizer ein Präparat entwickelt, welches derzeit klinisch getestet wird. Bei positivem Verlauf hoffen die Firmen auf eine Zulassung im Oktober.
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