Erstmals redet ein russischer Spitzenpolitiker Klartext zu den russischen Kriegszielen. Seine Botschaft widerspricht allerdings der offiziellen Version aus Moskau.
Russland führt einen erbarmungslosen Angriffskrieg gegen die Ukraine und Putin sprach bislang nur von einer Spezialoperation zur Befreiung der “in der Verfassung” festgeschriebenen Gebiete in der Ost-Ukraine. Ganz andere Töne kommen nun von Dimitri Medwedew, dem ehemaligen russischen Staatsoberhaupt. Jetzt spricht er als Vizevorsitzender des russischen Sicherheitsrates und findet brutale Worte für die Interessen seines Landes.
Medwedew soll via Telegram die wahren Interessen Russlands verkündet haben: Demnach wolle Russland Kiew komplett stürzen und einen Marionettenstaat installieren. Damit widerspricht er der offiziellen Kommunikation Moskaus – wonach es bei der Militäroperation im Bruderland nur um die Befreiung bestimmter Gebiete gehe.
Das “nationalistische Regime (in Kiew) sollte vom Angesicht der Erde gefegt werden”, zitiert die russische Nachrichtenagentur TASS den Sicherheitsratsvize. Für Russland sei der Konflikt in der Ukraine ein „Selbsterhaltungskrieg“, so Medwedew, “entweder werden wir ihre feindliche Führung zerstören, oder der kollektive Westen wird Russland am Ende auseinanderreißen. In diesem Fall wird er mit uns sterben.”
Für Russland sei “die komplette Auslöschung des Staatsapparats“ in der Ukraine sowie „eine Garantie absoluter zukünftiger Loyalität” unabdingbar. An diesem Ziel werde Russland festhalten, “auch wenn es Jahrzehnte dauert.”
Die Sanktionen gegen Russland könnten dieses Ziel nicht stoppen. Der Widerstand aus dem Westen werde nicht überdauern, erklärt der russische Politiker weiter: “Für sie ist es ein Krieg im Ausland, wo ihnen unbekannte Menschen sterben.” Der ferne Krieg werde für die Menschen in Europa und Amerika „früher oder später langweilig, teuer und unwichtig.” Für Russland hingegen handle es sich um einen „existenziellen Konflikt“. Russland werde standhalten, bis Moskau wieder die komplette Kontrolle über das ukrainische Territorium habe. „Das ist Selbsterhaltungskrieg. Entweder sie oder wir.”
Am 24. Februar 2022 hat Russland eine Invasion der Ukraine begonnen. Eine erste Offensive Richtung Kiew wurde zurückgedrängt. Danach hat Russland sich auf die Ostukraine fokussiert. Im Juni 2023 begann die Ukraine eine Gegenoffensive, die bislang keine kriegsentscheidende Erfolge verzeichnet. Aktuell bombardiert Russland wiederum Gebiete in der Nordukraine. So wurde an diesem Wochenende das Stadtzentrum von Tschernihiw angegriffen. Tschernihiw ist eine Stadt mit mehr als 280.000 Einwohnern, beherbergt das ukrainische Armeekomando Nord und liegt rund 150 Kilometer vor der Hauptstadt Kiew.
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