Steigende Infektionszahlen haben die Behörden nun dazu veranlasst, einen erneuten Lockdown anzuordnen, der bereits jetzt eingeleitet wird. Geschlossen werden zunächst alle Schulen und Büros im südindischen Bundesstaat Kerala, wo aktuell zwei Personen am gefährlichen Nipah-Virus verstorben sind.
Diskutiert wird des weiteren eine Einschränkung des öffentlichen Verkehrs. Bei vier weiteren Menschen wurde die Infektion mit dem Erreger ebenfalls nachgewiesen, mehrere Hundert engere Kontaktpersonen wurden laut Angaben der Regierung getestet. Am Freitag waren die Testergebnisse noch ausständig.
Pinarayi Vijayan, seines Zeichens Regierungschef von Kerala, richtete einen Appell an die Bevölkerung, öffentliche Versammlungen in dem betroffenen Bezirk Kozhikode bis auf weiteres zu meiden. In dem Distrikt gab es bereits 2018 einen größeren Nipah-Ausbruch. Damals mussten 21 Menschen ihr Leben lassen. Auch in Singapur und Malaysia, wo das Virus 1999 erstmals nachgewiesen worden war, kam es bereits zu Nipah-Ausbrüchen.
Die Regierung lernte aus vorangegangenen Ausbrüchen und will diesmal vermeiden, dass wieder so viele Menschen zu Tode kommen. Es gilt daher, eine weitere Ausbreitung mit mehr Todesfällen unbedingt zu vermeiden – daher die schnelle Reaktion mit strengeren Maßnahmen wie dem Lockdown.
Bei einer Infektion mit dem Nipah-Virus kann es zu lebensgefährlichen Entzündungen des Gehirns kommen. Der Erreger wird nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von Tieren wie Flughunden oder Schweinen auf Menschen übertragen. Weitere Infektionsquellen sind verunreinigtes Essen oder der direkte Kontakt zwischen Menschen.
Nicht alle Betroffenen entwickeln überhaupt Symptome. Typisch sind jedoch akute Atemwegsbeschwerden, schlimmstenfalls die lebensgefährlichen Entzündungen des Gehirns. Schätzungsweise sterben 40 bis 75 Prozent der Erkrankten. Es gibt weder ein Arzneimittel noch einen Impfstoff gegen das Virus.
Laut Experten ist die Gefahr, dass sich das Virus in Deutschland ausbreitet, sehr gering. Der typische Urlauber arbeitet nicht auf Schweinefarmen oder kommt selten mit Ausscheidungen von Flughunden in Kontakt. Die Übertragung zwischen Menschen ist weniger einfach als etwa bei Coronaviren. Sollte es Nipah dennoch zu uns schaffen, beispielsweise durch Menschen, die erkrankte Familienangehörige in betroffenen Ländern besucht haben, würde der Erreger durch unsere Standard-Hygienemaßnahmen in den Krankenhäusern schnell eingedämmt werden.
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