Nicht nur auf dem Festland wütete Sturmtief „Sabine“, schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde auch die ostfriesische Insel Wangerooge. Den Badestrand der Insel lassen mehrere Sturmfluten fast vollständig verschwinden, für den Tourismus ein Alptraum.
Nacheinander treffen fünf Sturmfluten des Tiefs „Sabine“ die den Traumstrand auf Wangerooge und haben dabei Zehntausende Tonnen Sang davongetragen. Um im Sommer wieder Touristen begrüßen zu können, muss die Idylle wiederhergestellt werden. “So wie der Strand jetzt ist, können wir nicht mal 100 Strandkörbe hinstellen”, sagt der Insel-Bürgermeister Marcel Fangohr. In der Hauptsaison stehen dort sonst für gewöhnlich rund 1400. Nun ist Sisyphos-Arbeit notwendig.
Ungewöhnlich ist der Sandabtrag auf der Insel nicht. Wie der Bürgermeister erklärt, fehlen mal 50 Prozent oder auch 55 Prozent. Nach „Sabine“ sind es nun aber 80 Prozent. Fangohr sagt: “Ich schätze, wir müssen rund 80.000 Kubikmeter Sand aufschütten”, sagt Fangohr. Vom Osten der Insel müsse der feine weiße Sand mit Lastwagen angefahren werden. “4000 Touren über sechs Wochen.”
Nach Schätzungen liegen noch rund 30.000 Kubikmeter in den Vorräten. Der Bürgermeister hofft, dass er mit einer Genehmigung auch von vorgelagerten Sandbänken etwas entnehmen darf, da sonst ein Notfallplan greifen muss. Das heißt, dass auch weniger aufgeschüttet werden könnte. Derzeit klafft an manchen Stellen zwischen Promenade und Strand eine 4 Meter hohe Kante. “Eigentlich würden wir hier mit dem Kopf gerade noch aus dem Sand gucken”, erklärt Fangohr. Schon bei normalem Hochwasser würden diese überspült werden. “Und auch ein Badestrand wäre dann nicht mehr denkbar. Dann könnten die Gäste ja nur bei Niedrigwasser hier liegen – und dann ist Schwimmen verboten.”
Sturmschutz auf Wangerooge nicht gefährdet
Die Insel lebt von Tourismus. Rund 1.300 Einwohner auf der Nordseeinsel beherbergen rund 140.000 Gäste pro Jahr und spült gut 2.3 Millionen Euro an Kurbeiträgen in die Gemeindekasse. Davon gehen 400.000 Euro in die Strandwiederherstellung.
Auf Grund ihrer exponierten Lage sind die ostfriesischen Inseln in besonderer Weise Gezeiten, Strömungen, Wind und Wellen ausgesetzt. “Neben dem Sturmflutschutz für die Inseln selbst kommt ihnen als vorgelagerten natürlichen Wellenbrechern innerhalb des Küstenschutzsystems eine besondere Sicherungsfunktion auch für die Festlandküste zu”, erklärt Carsten Lippe vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Als östlichste Insel treffen Stürme Wangerooge besonders stark.
Der stellvertretende Ratsvorsitzende von Wangerooge, Peter Kuchenbuch-Hanken, erklärt: “Mittlerweile kommen heftige Stürme häufiger vor. Bis zu den 70er, 80er Jahren hatten wir das alle 20 Jahre, jetzt alle vier bis fünf.” Grundsätzlich sei „Sabine“ noch harmlos gewesen, brachte allerdings fünf Sturmfluten hintereinander mit sich. Das NLWKN will umgehend nach der genauen Beurteilung der Schäden durch die Sturmflutkette eine Bestandsaufnahme der Küstenschutzanlagen herausgeben. Daraufhin sollen mögliche Folgen für die Küstenschutzarbeiten im Sommer betrachtet werden. Aktuell sei der Küstenschutz auf Wangerooge nicht gefährdet, sagte Lippe. “Hinter dem Badestrand nachgelagert befindet sich ein massives Deckwerk, welches die Insel schützt.” Allerdings ist dies an einigen Stellen freigelegt.
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