Tödliches Virus: Großalarm in Hamburg

Zwei Menschen mit den Symptomen eines hochansteckenden, tödlichen Virus sind am Hamburger Hauptbahnhof aus dem ICE gestiegen. Nun beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn alle Kontaktpersonen müssen ausfindig gemacht werden, bevor es zu spät ist.

Der Notruf kam aus einem ICE auf dem Weg nach Hamburg: Ein Mann gab an, dass er und ein weiterer Fahrgast sich unwohl fühlten. Die Symptome waren grippeähnlich – nichts, was normalerweise einen Notruf rechtfertigen würde. Doch der Mann – ein Medizinstudent – hatte Grund zu der Annahme, dass etwas viel Tödlicheres als eine Grippe die Ursache für seine Symptome war.

Wie die BILD berichtet, war der Mann in Frankfurt in den ICE gestiegen, nachdem er unmittelbar zuvor aus Ruanda zurückgekehrt war. Dort hatte er Kontakt mit einem Patienten, bei dem später das Marburg-Virus diagnostiziert wurde. Mit einer Sterblichkeitsrate von rund 88 Prozent gehört das Marburg-Virus zu den tödlichsten Infektionen der Welt. Dabei sind die ersten Symptome einer Grippe nicht unähnlich. Sie umfassen Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, einen Hautausschlag, Durchfall und Erbrechen. Was das Marburg-Virus so tödlich macht, ist, dass es schwere innere Blutungen verursacht.

Am vergangenen Freitag, dem 27. September, bestätigte das Gesundheitsministerium der Republik Ruanda den Ausbruch des tödlichen Virus in dem Land. Bis zum 30. September wurden 27 bestätigte Fälle und 9 Todesfälle gemeldet – bei den meisten Betroffenen handelt es sich um medizinisches Personal.

Das ist also der Grund, warum in Hamburg ein solcher Alarm ausgelöst wurde. Als der ICE eintraf, wurde er sofort von Einsatzkräften umstellt. Der Bahnsteig wurde gesperrt, und Rettungskräfte betraten den Zug in Vollschutzanzügen.

Der Mann, der den Alarm ausgelöst hatte, und seine Freundin wurden sofort in das Uniklinikum Eppendorf (UKE) gebracht, das auf Tropenkrankheiten spezialisiert ist. Auch ihr Gepäck wurde sichergestellt. Ob sich einer oder beide Passagiere tatsächlich mit dem Marburg-Virus angesteckt haben, steht noch nicht fest.

Es wird nun versucht, mögliche Kontakte der beiden Personen zu ermitteln. An Bord des ICE befanden sich Berichten zufolge rund 200 Passagiere. Es ist jedoch zu hoffen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand mit dem Fieber angesteckt hat, gering ist. Das Marburg-Virus wird nicht über die Luft übertragen, sondern wenn Körperflüssigkeiten einer infizierten Person mit verletzter Haut oder den Schleimhäuten von Augen, Nase oder Mund in Berührung kommen. Das Virus kann aber auch auf Gegenständen wie Kleidung und Bettzeug überleben. Aufgrund der Gefährlichkeit des Virus müssen andere Passagiere, bei denen die Möglichkeit besteht, dass sie sich infiziert haben könnten, so schnell wie möglich ausfindig gemacht werden.

Das Marburg-Virus stammt aus der gleichen Familie wie Ebola. Seinen Namen erhielt es nach einem großflächigen Ausbruch, der 1967 in Marburg an der Lahn in Deutschland stattfand. Es wird vermutet, dass das Virus in diesem Fall von afrikanischen grünen Affen, die aus Uganda eingeführt worden waren, auf den Menschen übergesprungen ist. In freier Wildbahn sind Ägyptische Flughunde (Rousettus aegyptiacus) als Reservoir des Virus bekannt.

Foto: Rettungswagen (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Kai Degner